Selbst ist der Demenzbekämpfer

Selbst ist der Demenzbekämpfer

Gerald Hüther, gleichermassen geschätzter wie umstrittener Neurobiologe – hat aus einem seiner Lieblingsvortragsthemen ein Buch gemacht.

Er sieht in Sachen Alzheimer die Eigenverantwortung und nicht den klassischen Reperatur- und Medikamentenbetrieb unseres Kranken- bzw. Gesundheitssystems in der Verantwortung. Zunächst einmal macht dieser Ansatz aus uns als potentiellen Opfern der Demenz aktive Widersacher und Gegner. „Wehret den Anfängen!“. Für mich klingt das animierender als der passive Ruf nach dem Onkel Doktor, der es richten möge. Aber Hüther hat auch einen Beleg: die mittlerweile bekannte „Nonnenstudie“ des Epidemologen David Snowdon. Für die Studie wurden hunderte von Gehirnen entschlafener Nonnen analysiert. Allesamt in hohem bis sehr hohem Alter verstorben. Bei allen waren degenerative Prozesse und Plague erkennbar, die gemeinhin als neurologischer Befund für Alzheimer betrachtet werden. Jedoch zeigte keine der untersuchten 678 Nonnen zu Lebzeiten Symptome der Krankheit. Nicht nur Hüthers These lautet nun: der aktive Lebensstil und die Einbindung in eine Welt, die verstehbar, gestaltbar und irgendwie sinnvoll erschien, führte zu einem neuroplastischen Umbau des Gehirns, das auch ohne die befallenen Areale demenzfrei arbeiten konnte. Auch wenn die Generalaussage ein Tick zu optimistisch formuliert sein mag, so ist uns doch damit geholfen, eigenständig auf ein Leben in einer gestaltbaren und sinnvollen Umgebung hinzuarbeiten.

Generation „Erfahrung“ statt Generation „Sorge“

Wenn man sich mit dem Thema Altern beschäftigt, kann man nicht in Abrede stellen, dass auch die Politik die Brisanz des Themenkomplexes erkannt hat und vielfältige Initiativen fördert oder selbst ins Leben ruft. Da hier primär volkswirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen, muss man auch nicht gleich den Gedanken an Zielgruppenmarketing vertiefen – wobei das ja auch per se nicht schlimm wäre. Bei der Initiative Alter schafft Neues geht es um ehrenamtliche Arbeit. Natürlich muss der Staat, der im Zuge finanzieller Engpässe immer mehr Stellen gestrichen hat und damit wohl auch noch nicht zu Ende ist, Aufgaben möglichst kostengünstig auslagern. Aber das ist nur die halbe Wahrheit: Vielen Älteren (ich denke auch an meine eigene Familie) gehen mit dem Ende des Berufslebens Lebenssinn und Herausforderung verloren. Wer anderen hilft, hilft tatsächlich auch sich selbst. Insofern sind Freiwilligenbörsen, die Arbeits- und damit auch Sinnangebote machen, sehr zu begrüßen.

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