Interdisziplinäre Forschung zum Altern

Interdisziplinäre Forschung zum Altern

Altern ist noch immer mit vielen Fragezeichen versehen

Ein Blick und viele Fragen                 Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Wir kennen das: jede Fakultät hat ein paar nette oder auch wertvolle Tipps zur Hand, wie man mit dem Altern besser fertig werden kann. Sozialbeziehungen, gesundes Essen, Bewegung. Tausenmal gehört – na ja, manches wird ja auch berücksichtigt. Aber oft genug greifen die verschiedenen Tipps nicht ineinander, sondern stehen sich gegenseitig im Weg. Denken Sie nur an den Besuch von zwei Fachärzten. Im Alter  wird dieser selten ohne neue Medikamentierungstipps vonstattengehen. Aber ob diese Medikamente tatsächlich friktionsfrei miteinander kombinierbar sind? Im glücklichen Fall wird sich die Apothekerin der Sache annehmen – wenn man sie darum bittet. Aber oft genug – auch immer noch in Seniorenheimen – wird alles geschluckt.: oft werden dadurch aus zwei Problemstellen drei. Die Medikamene lösen im unbedachten Miteinander Streß im ohnehin geschwächten Immunsystem aus. Die Akteure im Forschungsfeld Altern sprechen bislang auch nur selten miteinander. Interdisziplinarität ist eine schwierige Sache. Jeder muss was von seinem Kuchen abgeben und sich mit Neuem beschäftigen. Dabei ist nun gerade das Altern – nicht nur der körperliche Alterungsprozess – ein Feld für viele Fakultäten. In Hallean der Saale  hat man dies nun auch für sich entdeckt. Dort wurde das Interdisziplinäre Zentrum für Altern (Halle) – IZAH – gegründet. Die Medizin scheint zwar – nach der Zahl der Beteiligten zu urteilen – die Oberhand zu behalten. Aber eine ganze Reihe anderer Fakultäten ist tatsächlich auch beteiligt. Von großen Erkenntniserfolgen ist noch nichts zu lesen, aber das mag ja noch kommen. Das Altern gibt allemal genügend Rätsel auf, um interdisziplinären Forschergruppen genügend Material an die Hand zu geben.

Von Nürnberg nach Den Haag und weiter

Von Nürnberg nach Den Haag und weiter

Die Isolation, die das Corona-Virus von uns verlangt, gibt uns auf der anderen Seite mehr Zeit zum Lesen. Denn viel anderes ist ja leider nicht möglich. Die im Interview mit Nadia Khomami entstandene Autobiographie des nun 100jährigen Benjamin Ferencz ist an einem langen Abend durchgelesen – und bleibt doch viel länger in Kopf und Seele. Ein kleingewachsener Junge, den seine Eltern aus Transsylvanien (damals in Ungarn, gibt es heute nur noch als Landschaft) in die New Yorker Bronx brachten, ist ihr Held. In der von Millionen geteilten Hoffnung, dort in den USA ein besseres Leben begründen zu können,schiffte sich die Familie mit quasi nichts gen Westen ein. So beginnt dies spektakuläre Leben. Mit Glück und Fleiß schafft es der kleine Bejamin, sich die neue Sprache zügig anzueigenen, auf eine gute Schule zu kommen und mit Hilfe von Emphehlungen schliesslich in Harvard Jura zu studieren. Im zweiten Weltkrieg sichert er als Soldat der US Army Beweise, um die Untaten von SS und Wehrmacht später gerichtlich aufarbeiten zu können. Als Staatsanwalt prägt er die Nürnberger Prozesse in ganz entscheidendem Maße mit.

Sag immer Deine Wahrheit

Was mich 100 Jahre Leben gelehrt haben

Dem Recht verpflichtet, stellt er seine Energie und sein Ansehen später in den Dienst der Idee eines transnationalen Gerichtshofs. Dieser soll auf der Erfahrungsbasis der Nürnberger Prozesse allen Diktatoren, Menschenverächtern und Tyrannen ein billiges Davonkommen verunmöglichen. Der internationale Gerichtshof in Den Haag wurde zwar bereits 1945 gegründet, war aber bis in die 90er Jahre hinein ein zahnloser Tiger, dessen Arbeit rein moralischer Natur blieb. Bis Benjamin Ferencz sich auch hier mit seiner eisernen Disziplin und seinem Willen durchsetzte. Dazwischen liegt ein unglaubliches Leben. Mehr verrate ich nicht. Oder doch: den Sportadepten sei gesagt, dass Ferencz seit einigen Jahren jeden Morgen nur noch 75 Liegestütze macht und nicht mehr die 100, die er über Jahrzehnte zuvor ableistete. Aber das ist wirklich nur eine Randnotiz, denn es handelt sich wahrlich nicht um einen konventionellen „Altersratgeber“. ich wünsche tiefe Einsichten bei der Lektüre!

Wann ist man zu alt zum Arbeiten?

Wann ist man zu alt zum Arbeiten?

Über die letzten Jahre hat sich der durchschnittliche Eintritt ins Rentenalter, also die Beendigung des Berufslebens, nach hinten verschoben. Die staatlich gesetzte allmähliche Anhebung auf ein Renteneintrittsalter von 67 ist mit dafür verantwortlich. Aber auch die Entdeckung der Tatsache, dass „die Alten“ nicht beliebig leicht durch jüngeres Personal ersetzt werden können, lässt viele Unternehmen vom traditionellen Arbeitsplatzverbot ab 65 Abstand nehmen. Und dann gibt es noch die, die ganz freiwillig lang und länger arbeiten. Unser Bundespräsident hat sich nach eigenen Worten schon entschlossen, ob er im kommenden Februar mit stattlichen 77 Jahren eine zweite Amtszeit wagen will oder nicht.

Copyright: Bundesregierung / Jesco Denzel

Copyright: Bundesregierung / Jesco Denzel

Wann er sich der Öffentlichkeit erklärt, ist wohl noch ungewiß. Egal: ein Mann mit einem Leben voller unterschiedlicher Berufe und Berufungen, der finanzielle keinerlei Nöte auszustehen hat, überdenkt, ob er nochmals fünf Jahre dranhängt. Ist er verrückt? Nein, er folgt dem Vorbild anderer Berufener, Menschen, die genau das tun, was sie gut und vor allem gerne tun. Die Berufung nimmt der Arbeit einen Gutteil ihrer dunklen Seite: das Wollen überwiegt bei Weitem das Müssen.Vielleicht sollten wir alle bei Zeiten an unseren Berufswahlhebeln so lange drehen bis wir unsere Tage mit etwas füllen, dass uns vor der Frage „Tauben füttern oder Töpferkurs?“ bewahrt.

Arbeiten bis zum Umfallen

Der Titel klingt so, dass ihn wohl niemand für eine frohe Botschaft hält.
Aber mit einer kleinen rhetorischen Wendung sehen die Dinge schon anders aus: „Er hat nie aufgehört zu arbeiten und ist deshalb jung geblieben.“
Mit diesen Worten verabschiedet sich die ZEIT-Redakttion von ihrem langjährigengen Herausgeber, Geschäftsführer und Verleger, dem Alt-Bundekanzler Helmut Schmidt. Und diese Arbeit, so möchte man ergänzen, hat ihm anscheinend bis zu seinem Ende erhebliche Freude gemacht. Ein durch das Erreichen des Rentenalters einsetzendes Arbeitsverbot hätte Helmut Schmidt nie akzeptiert.

Vielleicht ist es an der Zeit, alle altersbedingten Arbeitsverbote  einer erneuten Prüfung zu unterziehen.

Aktivität im Ministerium

Gemeinhin ist es in Deutschland ja Volkssport über die Politik und ihre Akteure herzuziehen. Wenn wir unser Land im Vergleich mit anderen betrachten, scheint es mir fragwürdig, dass nicht auch die Politik mit dem guten Abschneiden zu tun haben könnte. Aber zum Thema: Während Schwarz, Rot und Grün noch „sondieren“, geht die Arbeit an den Ministerien ungebremst voran. Und ich muss gestehen, es macht Freude, sich mit den Ergebnissen auseinander zu setzen. So hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales soeben den 3. Fortschrittsbericht „Altersgerechte Arbeitswelt“ veröffentlicht. Selten habe ich in einem halbwegs knappen Papier (59 Seiten) so viele Informationen, Daten und Anregungen zu lesen bekommen, die zwar wissenschaftlich fundiert sind, nicht aber im krausen Wissenschaftlerfachsprech daher kommen. Das ist auch heute nicht die Regel. Es lohnt sich für Arbeitnehmer, die sich fragen, ob ihr Arbeitgeber wirklich das Richtige für den Erhalt seiner älteren MitarbeiterInnen tut, genau so wie für Arbeitgeber, die gerne tätig werden wollen – oder spüren, dass sie tätig werden müssen. Keiner kann jetzt sagen, er hätte nichts gewußt. Ein paar wirklich überraschende Daten in Kürze:

1960 bezog man nach Eintritt ins Rentenalter durchschnittlich noch 9,9 Jahre lang Rente. Im zurückliegenden Jahr beläuft sich der Zeitraum auf 19 Jahre!

Die Erwerbstätigenquote unter den 60 bis 64jährigen lag im Jahre 2000 bei 19,9 %. Im Jahr 2012 ist sie bis auf 46,4 % geklettert. Apropos: die vorgeschlagene Nachfolgerin für Bernanke als Chefin der Amerikanischen Fed ist 74 Jahre alt! Erfahrung setzt sich immer mehr durch.

Die Zahl der psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen lag im Jahr 2000 bei 15,3% der Krankmeldungen; im Jahr 2012 bereits bei 19,3%. Herz-Kreislauf- und Muskel-Sklett-Bindegewebserkrankungen nahmen dagegen ab.

Das spiegelt sich auch in den meldepflichtigen Arbeitsunfällen wider: auf 1000 VollarbeitnehmerInnen kamen Anfang der 60er Jahre fast 120 Unfälle; 2010 waren es nur noch gut 20.

Sie sehen: diese Zusammenstellung macht tatsächlich schlauer. Bitte lesen!

Demografiegipfel

Demografiegipfel

„Gipfel“, „Gipfelsturm“, „G-8-Gipfel“: das suggeriert doch immer – Bedeutsamkeit. Und nun haben wir auch einen Demografiegipfel. Ich mag mich irren, aber ich glaube es ist der erste. Und sogar die Kanzlerin gibt einen Ausblick auf einige der wichtigsten Herausforderungen und die Lösungsansätze der Bundesregierung. Zunächst mal erfreulich. Wenn man dann aber hört, dass dieser Gipfel in vier Stunden (!) abgefeiert wird, kann einem doch ein wenig mulmig werden. Sind die Dinge wirklich allen Beteiligten so klar, dass es nur Häkchen auf einer Agenda zu machen gilt? Oder sind all die Punkte sorgsam ausgeschlossen, die vielleicht doch einen produktiven Streit benötigen, bevor sie jemand mit einem Häkchen in die Zukunft entlässt? Egal, als Lichtzeichen taugt die Veranstaltung, da hier deutlich wird, dass auch die Regierung  um den demografschen Wandel weiß und sich nicht einfach wegduckt. In anderen Ländern mit absehbarem Wandel hat man nicht unbedingt diesen Eindruck. Damit ist zwar noch nichts Konkretes umgesetzt, aber  Kopf-in-den-Sand-Politik kann man der Regierung erst einmal nicht vorwerfen.  Es bleibt die Frage der Nachhaltigkeit. Hoffentlich machen sich die Medien die Mühe, hier auch aus den Niederungen der Umsetzung oder Nicht-Umsetzung zu berichten. Sonst nutzt auch der Lichtzeichencharakter nichts!cache_2431830402

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