Pflegenoten revisited

Seit einem Jahr ist in einem Feld, das immerhin für ein Prozent der Wertschöpfung im deutschen Bruttoinlandsprodukt steht, Licht am Ende der informativen Nacht erkennbar: der ambulanten und stationären Pflege!

Dieser Tage hatte ich Gelegenheit, im Kontext einer Konferenz den Stand der Diskussion aus Sicht des Gesamtverbandes der Krankenversicherungen einmal etwas näher beleuchtet zu bekommen. Es besteht offensichtlich Einigkeit, dass an der einen und anderen Stelle die Kriterien noch präziser fomuliert werden müssen, dass Sondersituationen entsprechend gewürdigt werden müssen, dass es aber keinen Weg zurück in die informationelle Unwissenheit des Verbrauchers geben darf. Bei jedem Spülmittel oder jeder Waschmaschiene liegen umfangreiche Test- und Kundenzufriedenheitsinformationen vor. Bis vor Kurzem aber mussten sich alte Menschen und ihre Angehörigen zum Thema Pflege auf ihre Intuition oder nachbarschaftlichen Rat verlassen. Vergleichende Informationen gab es nicht. Das hat sich nun dankenswerter Weise geändert. Näheres können Sie hier nachlesen. Natürlich hat sich manch Anbieter, der in der Erstbeurteilung schlecht weggekommen ist, in guter deutscher Manier gleich mal an die Gerichtsbarkeit gewendet. Aber immerhin: die angerufenen Landessozialgerichte haben in sieben von neun Fällen die Beschwerden der Pflegeanbieter zurückgewiesen. Das stärkt den Wunsch nach Transparenz auch in diesem Gebiet. Angeblich wollen nun zwei Verbände aus dem Pflegebereich aus dem Projekt aussteigen. Ein Unding! Und das, obwohl die durchschnittlichen Ergebnisse im stationären wie im ambulanten Pflegebereich durchaus Mut machen. Möge die „wissenschaftliche Evaluation zur Beurteilung der Pflegetransparenzvereinbarungen“ (es leben die Sprachmonster der Bürokratie!) schnell zu Potte kommen! Dann werden die Beurteilungsstandards noch ein bisschen treffender und gerechter. Und möge die interessierte Verbraucheröffentlichkeit nicht in ihrem Begehren nach Transparenz nachlassen! Auch die Pflege hat das Recht, im Informationszeitalter anzukommen.

Aktueller Blick auf die Pflegelandschaft

Wie sieht es in unseren Pflegeheimen aus? Wo ist man gut aufgehoben? Und wo wird vielleicht Geld zum Fenster heraus geworfen? Fragen, die einen beschäftigen, wenn man selbt über den Umzug nachdenkt oder dies (mit-)stellvertretend für einen Angehörigen tut. Dankenswerter Weise gibt es jetzt einen aktuellen Rundblick, der uns mit präzisen Angaben versorgt: Der „Pflegeheim Rating Report 2009 – Konsolidierung voraus!“ von RWI, ADMED GmbH und HCB GmbH kommt auf der Basis solider Zahlen zu vier Erkenntnissen:

1. Teuer ist nicht besser – zumindest was die wirkliche Pflege am Menschen angeht.

2. Es gibt auch regional enorme Preisunterschiede, die sich oft nicht in der angebotenen Qualität niederschlagen.

3.  Die Festschreibung eines höheren Mindestlohns für Pflegekräfte (bei ca. 10 €) könnte mittelfristig eine ganze Reihe von Heimen in den Ruin treiben.

4. Wenn die Nachfrage anhält, brauchen wir bis 2030 ca. 50% mehr Pflegedienstkräfte.

Hier gibt es noch ein paar Hinweise mehr. Die komplette Studie kostet allerdings 220 €. Auf alle Fälle kann keiner mehr sagen, dass die herrschende Intransparenz bei der Pflegeheimwahl nur einen Blindflug bei der Wahl ermögliche.

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