Hüftoperation, Teil 3

Hüftoperation, Teil 3

Essen

Bei fast allen unangenehmen Beschäftigungen wie Wandertag, Trauerfeier oder Arbeitsalltag schafft der Blick auf die nächste Mahlzeit Vorfreude und Entlastung. Das gilt fürs Krankenhaus in noch höherem Maß. Nur die Wenigsten genießen hier wirklich den Tagesablauf. Die Mittagsmahlzeiten, die man sich zuvor als noch nicht Operierter ausgesucht hat, entsprechen durchschnittlicher Kantinenkost, erzeugen also kurze Momente der Beglückung. Bei den kalten Randmahlzeiten am Morgen und Abend sieht es anders aus: Auf der Vorauswahlkarte hatte ich bei den Wurst- und Käsekästchen je eine 1 notiert. Ich ging dabei von Portion, nicht aber von Scheibe aus. Das Wenige, was ich nun hatte, sah wursttechnisch nicht unbedingt lecker aus. Die Käsescheibe – es war über die Tage hinweg immer die gleiche – erinnerte in ihrer Transparenz und mikrometergleichen Schichtung an feuchtes Pergamentpapier. Immerhin kam der Tee fast jeden zweiten Tag mit der bestellten Milch. Manchmal fehlten die gestanzten Vollkornbrotscheiben zum Brötchen. Manchmal aber auch nicht.
Morgens und abends wurde mir das Essen auf einem Tablett serviert, häufiger falsch als richtig herum. Ich buchte das unter dem Motto „fremde Länder, fremde Sitten“ ab. Ohne das Personal mit Migrationshintergrund hätte ich wohl nicht einmal halb so viel Aufmerksamkeit und Hilfe erfahren. Vielleicht trinkt man in einer jener Kulturen, aus denen die mich umsorgenden Pflegerinnen und Hilfskräfte stammen, den Tee vor Frühstück und Abendbrot? Auch hierzulande gab es ja eine Bewegung, die das Trinken zum Essen als magenunfreundlich skandalisierte. An meinem vorletzten Liegetag fasste ich mir dennoch ein Herz und versuchte einem der mich umsorgenden Geister zu erklären, dass es viel patientenfreundlicher wäre, den Teller vorne links vor sich zu haben, das Besteck rechts daneben und Kanne und Tasse dahinter. Leider konnte ich im Anschluss keinen Funken des Verstehens bei meinem Gegenüber erkennen. Ich erinnerte mich an eines der Grundgesetzte der Kommunikationswissenschaft: „Der Sender ist dafür verantwortlich, dass eine Nachricht ankommt.“ Also mein Fehler und mein Problem.

Erste Schritte

Am folgenden Tag schaffe ich das Aufstehen tatsächlich ganz alleine. Die erlernte Technik, das intakte Bein seinen Zwilling mit vom Bett schieben zu lassen, hilft. Aber vor allem hat der Genesungsprozess (oder wie auch immer man das nennen will) Fortschritte gemacht. Der Mensch isst, schläft, liest, dackelt vor sich hin, und der Körper übernimmt in aller Stille die großen Reparatur- und Anpassungsarbeiten. Danke, Körper!
Auch der umgekehrte Weg – vom Boden aufs Bett – ist nun machbar, da das gesunde Bein als Kran unter den Unterschenkel des frisch behandelten Beins greifen kann und die Last auf das Bett und dort auch noch Richtung Mitte zerren kann. Also ein Ausflug – vielleicht sogar aus dem Zimmer hinaus in die weite Welt der Krankenhausgänge.
Linke Krücke und rechtes Bein…rechte Krücke und..rech, nein. Nochmal von vorne: mein Blick fällt streng auf das Fußpaar. Also: rechtes Bein und linke Krücke, linkes Bein und rechte Krücke, rechtes Bei und…Ende Gelände. Das Bett steht im Weg. Vorbeikommen ist nur mit seitlichen Trippelschritten möglich. Eins, zwei, eins. Eine Krücke fällt mit Gepolter zu Boden. Mist. Mit einer Hand am Bett festhalten, die andere Krücke umdrehen und nach dem verlorenen Stock angeln. OK. Rechtes Bein und linke Krücke, linkes Bein und rechte Krücke. Rechtes Bein,..wie jetzt? So schwer ist es doch nicht. Aber die Pillen zeigen ihre Nebenwirkung. Das hübsche Schächtelchen mit den vier Abteilungen morgens, mittags, abends, nachts kommt jeden Morgen mit zwölf Pillen im Modus vier, drei, drei, zwei vor dem Frühstück auf das Behelfstischchen. Sie schlichten das Schmerzaufkommen, reduzieren die Entzündungen im Körper und schonen die Magenwand. Aber sie machen auch müde und senken die koordinativen Fähigkeiten. Jede Münze hat zwei Seiten. Auf die Schmerzen verzichtet man gerne. Das Denken wird sich ja hoffentlich wieder erholen. Linke Krücke, rechtes Bein, rechte Krücke, linkes Bein, rechtes Bein und linke Krücke: die Morgenrunde um die Krankenstation kann starten. Nein, halt! Ich hab die Maske vergessen. Zurück auf Anfang.

Mann blickt mit geöffneten Armen aufs Meer

   Ach Welt, was bist Du schön!                                                                                  Bild von Pexels auf Pixabay

Hoch hinaus

Lässig drücke ich mit dem Krückenende auf das Tastenfeld des Fahrstuhles. Die Dachterrasse ist ein Traum. Unten gleitet der Fluss in dezenter Entfernung langsam von links nach rechts hinten vorbei. Man krückt über schwarze Marmorplatten, die ein großes Feld von dunklem, asiatischem Holz (oder dessen überzeugendem Imitat) umranden. Hochbeete mit Steppen- oder Tundrapflanzen – wer kann das bei der herrschenden Trockenheit schon unterscheiden? – geben dem Blick einen Zwischenhalt. Die Terrasse wird von grosszügigen Glaselementen umspannt, bekränzt von einer dünnen Metallleiste. Inseln im Fluss mit müßigen Booten zwischen ihnen und Windräder am Horizont malen ein hübsches Bühnenbild aus friedfertigem Miteinander von Natur und Kultur. Buchen und Akazien fingern von unten gen Terrasse, ohne ihre Majestät gefährden zu können. Jedoch verdecken sie an einigen Stellen den geraden Süd-Blick auf den Fluss. Mensch mit Implantat, wo magst Du Dich regenerieren, wenn nicht hier?
Doch wo nehm´ ich Platz? Dreierlei Gestühl verrät den edlen Geschmack des Dachterrassenausstatters: Stühle mit Lochmuster, die metallen erscheinen und in drei dezenten Farbtönen das Setting beleben. Dreiviertelkugeln aus Weidengeflecht und schwere, weiße Parksessel streiten darum, wer den tieferen Einstieg bietet. Aber hier ist kein Fahrertreff von Sportwagenfanatikern. Als Frischoperierter kann man nur stehen und staunen: bis ich in diesen Augenschmeichlern wieder Platz nehmen kann, werden Tage, wenn nicht Wochen vergehen.
Schade eigentlich. Aber Bewegung ist ja ohnehin für Neuimplantatbesitzer gesünder als elegantes Rumsitzen.

Entlassungstag

Das Paralleluniversum Krankenhaus hat beschlossen, dass es Zeit für mich ist, die Station zu verlassen. Und das sehr schnell.
Um 07.05 Uhr werde ich geweckt. Ein Pfleger bringt mir meine Tagesration von zwölf Pillen. Im Frühstücksfach liegen wie gewohnt vier. „Kann ich die anderen in einer Schachtel mitnehmen?“
„Selbstverständlich. Nehmen Sie sich doch gleich die Schale mit, dann können Sie besser Ihre Portionen aufteilen.“
„Wie nett von Ihnen!“
Durch die offene Zimmertür kommt eine Pflegekraft:
„Guten Morgen! Ihr Frühstück ist da.“
Zum letzten Mal blicke ich durch die Käsescheibe hinaus in den schon gleissend hellen Morgen.
Ich habe noch nicht einmal meine erste Brotscheibe mit Butter versehen, da kommt der Assistenzarzt mit seinem Geschenkbeutel: Entlassungsbericht und Medikamente für die nächsten Tage sowie ein letzter Pflasterwechsel mit aufmunterndem Kommentar: „Na, das sieht ja richtig gut aus. Die Thromboseprophylaxe müssen Sie noch einen Monat lang nehmen. Ansonsten ist bei Ihnen alles klar. Sollten Sie wider Erwarten Probleme mit der Naht bekommen, melden Sie sich bitte bei uns. Andere können das natürlich auch, aber wir würden die notwendige Wundspülung schon lieber selber machen.“
Ich bin froh, dass hier Verantwortung offensichtlich nachhaltig interpretiert wird, „Gerne, mach ich.“
Ich frühstücke zu Ende und packe meine Sachen. Eine nette Schwesternhelferin bringt mir meinen Kram nach unten, während ich mich, Krücken zum Gruß erhoben, von den guten Geistern des Hauses verabschiede. Der Fahrstuhl surrt mit mir nach unten. Ein letzter langer Gang, rechtes Bein, linke Krücke, rechtes Bein, linke Krücke. Dann stöcker ich am Empfang vorbei durch die Drehtür nach draußen. „Welt, Du hast mich zurück!“

Eine Hüftoperation unter vielen

Eine Hüftoperation unter vielen

Laut Statistik wurden 2021 in Deutschland knapp 300,8 Implantationen künstlicher Hüftgelenke je 100.000 Einwohner durchgeführt. Das ergibt in Summe rund 256.000 neue Hüftimplantate. Auch hier ist Deutschland fast Weltmeister. Lediglich die Schweizer sind uns voraus. Im prozentualen Durchschnitt der OECD-Länder wurden im selben Jahr nicht einmal halb so viele Hüften ersetzt.
Das sind bloße Zahlen. Wie aber erlebt der Einzelne seinen Krankenhausaufenthalt bei diesem häufigsten chirurgischen Eingriff in unserem Land? Eindrücke eines Patienten.

In der Anästhesie

Mein Zimmer habe ich bezogen: Kulturtasche ins Bad, Bücher auf das Beistelltischchen, Handy in die Schublade. Trotz Aufregung war mein Nachtschlaf ganz passabel. Jetzt habe ich nur noch ein zeitlos hässliches Krankenhaushemdchen am Körper. Zur Frühstückszeit werde ich abgeholt. Ein Mitarbeiter in vornehm dunkelrotem Kittel schiebt mein Bett und damit auch mich aus dem Zimmer. Linksherum, geradeaus, rechtsherum und rein in den Fahrstuhl. Unten dann In einer Art Vorraum, der mich an den Verkaufsraum unserer Fleischerei erinnert. Vielleicht wegen der Kacheln. Ich werde umgebettet. Das Wägelchen, auf dem ich zum Liegen komme, scheint so schmal zu sein, dass ich Angst habe runterzufallen.
„Geht es Ihnen gut?“
„Och, eigentlich schon.“
„Ist das Ihre erste OP?“
„Nö, eigentlich nicht.“
„Ahh, deswegen sind Sie so gefasst.“
Alter Schmeichler.
„Ist Ihnen kalt?“
„Ja, ein bisschen schon.“
„Das haben wir gleich.“ Die Stimme gehört einem weiteren Dunkelrotgewandeten. Er hat die freundliche Stimme und das Gehabe eines Lufthansa-Flugbegleiters, der einen für den Interkontinentalflug in der Businessclass vorbereitet.
Ganz schnell wird es unter mir warm.
„Gut so?“
„Hmm, geht auch ein bisschen weniger?“
„Kein Problem. Wir haben jetzt 39 Grad, ich dreh mal runter auf 38.“
Dann bekomme ich eine halbtransparente Maske aufgesetzt und bin fast im selben Moment – wohin? – entschwunden.

Liegend im Krankenhaus

Im Krankenhausbett

Erstes Aufstehen

Nach der ersten Nacht, die keine Nacht, sondern ein Alptraum aus Bewegungslosigkeit, Hitze und Nicht-Entfliehen-Können war, fordert die resolute Schwester, man möge die Beine auf den Boden stellen. Nur, das frisch operierte Bein macht keinerlei Anstalten, der Anweisung aus der Zentrale Folge zu leisten.
„Ich schaff das nicht“, fleht die gequälte Kreatur.
„Sie müssen!“
„Könnten Sie mir vielleicht helfen?“
„Nein, SIE müssen das üben. Sie haben kräftige Muskeln. Vom Joggen?“
„Nein, vielleicht vom Fahrradfahren, aber das reicht nicht. Helfen Sie mir bitte.“
„Grummel, grummel.“
Die Beine sind am Boden. Ich richte mich vorsichtig auf – und stehe zum ersten Mal mit dem Implantat im Bein aufrecht – für vielleicht fünf Sekunden.
„Sehen Sie: es geht doch. Das reicht für heute. Sie können sich wieder hinlegen.“
„Alte Hexe“, denke ich.

Fortsetzung folgt

Altern ist ein Verfallsprozess. Vielleicht traurig, aber wahr.

Altern ist ein Verfallsprozess. Vielleicht traurig, aber wahr.

Die körperliche Leistungsfähigkeit schwindet ebenso wie die geistige. Dass der körperliche Verfall durch geeignete Mittel wie Bewegung und bewusste Ernährung erheblich gestreckt werden kann, ist hier in unterschiedlichen Varianten schon oft Thema gewesen. Zum Abschmelzen der Gehirnfähigkeiten gab es aber hier bislang weniger Informationen.

Tatsächlich verringert sich die graue Hirnsubstanz mit zunehmendem Alter. Beim einen schneller, beim anderen langsamer. Dies wurde in Einzeluntersuchungen immer wieder nachgewiesen. Nun ist aber in dem Online-Magazin Medscape Neues zu lesen: Eine Forschergruppe des Alzheimer-Zentrums der Königin-Sofia-Stiftung in Madrid arbeitete (wohl erstmals) an einer systematischen Vergleichsstudie. Das Forscherteam um Marta Garo-Pascual kommt zu dem Schluss, dass neben den genetischen Anlagen Beweglichkeit und psychische Gesundheit die entscheidenden Unterscheidungsmerkmale zwischen der Kontrollgruppe und der beforschten Gruppe der Superdenker (dämlicher Weise „Superager“ genannt) darstellen.

Die Teilnehmer beider Gruppen waren 80 Jahre und älter. Die – in meiner Lesart – Superdenker schnitten bei einem Gedächtnistest mindestens ebenso gut ab wie 30 Jahre jüngere Menschen gleichen Bildungsstands. Die Kontrollgruppe wartete dagegen mit durchschnittlichen Leistungen für ihr Alter und ihren Bildungsstand auf. Die Untersuchung erstreckte sich über sechs Jahre.

MRT-Untersuchungen bestätigten: Bei den Superagern war die graue Hirnsubstanz in Regionen, die für das Gedächtnis verantwortlich sind, weniger atrophiert als bei der Vergleichsgruppe. Auch nahm das Volumen der grauen Hirnsubstanz in diesen Regionen bei den Superdenkern langsamer ab als bei den „Normalos“.

Zwei schematische Köpfe; einer mit aufsteigenden Fragezeichen, der andere mit aufsteigenden Leuchten

Noch immer rätselbehaftet: unser Gehirn.         (Bild von nugroho dwi hartawan auf Pixabay)

Die Frage für die Forscher war nun: „Warum ist das so?“

Von 89 verschiedenen demografischen, Lebensstil- oder klinischen Faktoren, die in den Algorithmus der Untersuchung einflossen, waren es zwei, die für die Klassifikation am wichtigsten waren: die Bewegungsfähigkeit und die psychische Gesundheit.

Auch diese Studie belegt – wir wissen es bereits – dass körperliche Aktivität sehr wichtig für die kognitive Funktion ist. „Diese Menschen waren über 80 Jahre alt – dass sie sich hinsichtlich des Aktivitätslevels nicht unterschieden, ist nicht verwunderlich. Die Frage ist vielmehr, wie man dort hinkommt, sprich: wie aktiv man im Alter von 40, 50 und 60 Jahren ist“, betont Prof. Dr. Alessandro Cellerino vom Leibniz-Institut für Alternsforschung.

Auch bei Tests der psychischen Gesundheit schnitten die Superdenker besser ab als die Kontrollgruppe: Sie klagten deutlich seltener über Depressionen und Angststörungen. Aktivität ist also im gesamten Lebensverlauf wichtig! Auch Treppensteigen und Spazierengehen ist viel besser als das Sofa zu wärmen.

Beide Gruppen unterschieden sich nicht in Bezug auf das Vorkommen von genetischen Risikofaktoren für Alzheimer. Aber bezüglich der normalen Degeneration, die durch Biomarker angezeigt wird, zeigten die Superdenker niedrigere Werte. Die Warum-Frage ist nicht endgültig gelöst, aber die Hinweise deuten darauf hin, dass bekannte positive Verhaltensmuster auch hier ihre abmildernde Wirkung zeigen. Allerdings bleibt offen, was darüber hinaus noch relevante Faktoren sein könnten. In jedem Fall spielen wohl genetische Unterschiede eine Rolle. Wie groß diese ist, bleibt noch zu erforschen.

„Die Untersuchung bestätigt aber – so Cellerino -, dass die physische und psychische Funktion eng miteinander verbunden sind und dass wir beide erhalten müssen, um gesund zu altern“.

Einmal mehr haben wir die Chance, selbst etwas für uns zu tun…

Das nächste Mal beim Hausarzt

Das nächste Mal beim Hausarzt

Auch die Blutwerte können berichten, wie es uns geht.

Jeder von uns hat ein natürliches Gefühl für seine Gesundheit. Eigentlich. Beruflicher oder privater Stress, schlechte Ernährung, wenig Schlaf und/oder verschiedene Suchtmittel können dieses natürliche Gefühl für die körperlichen Bedürfnisse selbst runterdimmen oder abtöten.

Die Funktionalität kann man beispielweise am Appetit beobachten: wenn wir sparsam mit Zucker umgehen, wird uns früher oder später vom Körper die Botschaft gesendet „Jetzt aber ab zum Konditor, Kuchen kaufen! Oder Schokolade, oder, oder, oder. Der gesunde Körper gibt ein Signal zu einem Mangelzustand. Hat man ununterbrochen Lust auf zuckerhaltige Produkte, ist die Kommunikation situativ gestört oder ganz kaputt.

Aber wenn wir dieses Gefühl verloren haben? Was tun? Das Portal inFranken.de berichtet über die Warnsignale, die unser Blutbild transportiert. Im Regelfall vertrauen wir ja unserer Hausärztin, aber vielleicht ist es ganz schlau, sich die folgenden Biomarker zu merken und beim nächsten Arztbesuch mal nachzuhaken, wie es denn um sie steht. Diese Biomarker im Blut signalisieren, wie weit unsere Hormon-, Vitamin- und Mineralstoffhaushalte von der Norm abweichen oder eben nicht. Damit sind sie auch ein Frühwarnsystem für schwerere Störungen, die zu Diabetes oder Krebs führen können.

So zählen Herzinfarkte und Schlaganfälle zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Eine Früherkennung ist daher für ein langes Leben besonders wichtig. Zeigt das Blutbild einen erhöhten Lp-PLA2-Wert, so ist dies ein Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Die ausgeschriebene Form dieses Markers muss man aber wirklich nicht kennen.

Ein zweiter wichtiger Signalgeber im Blut ist Homocystein. Erhöhte Werte deuten auf ein Risiko für Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall oder Thrombose hin. Die Erhöhung deutet zum einen auf ein hohes Alter hin, zum anderen können Rauchen oder ein Mangel an den Vitaminen B6, B12 und B9 den Wert erhöhen.

Leuchtturm gibt Signale

       Auch ein Signalgeber

Vitamin D ist bei zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt. Es stärkt die Knochen, fördert das Immunsystem und hat einen positiven Einfluss auf unser Wohlbefinden. Da wir dies bevorzugt durch Tageslicht aufnehmen, geht es uns im Durschnitt im Sommer besser als im lichtarmen Winter. Also raus an die Luft, sobald der Himmel aufklart. Bei missliebigem Wetter oder erhöhter Lichtempfindlichkeit weiß die Hausärztin, welche Nahrungsmittel (oder im Extremfall auch Nahrungsergänzungsmittel) hier Ersatz schaffen können.

Das Eiweiß CRP gehört zum körpereigenen Immunsystem. Ist sein Wert erhöht, könnte eine Entzündung im Körper die Ursache sein. Häufiger genannt werden hier Blasen-, Bauchspeicheldrüsen-, Lungen- oder Blinddarmentzündungen. Nach einer Operation, bei manchen Tumoren oder bei einem akuten Herzinfarkt kann der Wert ebenfalls erhöht sein. Morbus Crohn oder Rheuma können ebenfalls zu einem erhöhten CRP-Spiegel führen.

Schlafen Sie gut!

Schlafen Sie gut!

Was sich nach freundlicher Floskel anhört, ist eigentlich ein lebensverlängernder Rat.

So haben US-Forscher Daten zum Schlafverhalten von über 170.000 Menschen zwischen 2013 und 2018 ausgewertet. Nachzulesen ist diese Studie auf dem Fachportal Science Daily.

Das Ergebnis zeigt, dass eine hohe Schlafqualität bei Männern zu 4,7 Jahren, bei Frauen zu 2,3 Jahren längerer Lebenszeit führt. Schlechte Begleiterscheinungen, (zumindest gesundheitspolitisch so zu sehen) wie Rauchen, Alkoholkonsum, niedriger sozio-ökonomischer Status und andere Erkrankungen, wurden mitberücksichtigt. Ob diese Zahlen wirklich belastbar sind? Eigentlich egal, denn guter Schlaf ist ja schon ein Selbstwert. Sollte er tatsächlich lebensverlängernd wirken, wäre es einfach schön. Die amerikanischen Wissenschaftler benennen fünf Kriterien für jemanden, der meint, er habe einen „guten Schlaf“:

  • Schlafdauer von sieben bis acht Stunden
  • Schlafstörungen höchstens zweimal pro Woche
  • Schwierigkeiten beim Einschlafen nicht mehr als zweimal pro Woche
  • Kein Gebrauch von Schlafmitteln
  • Nach dem Aufwachen fühlt man sich an mindestens fünf Tagen in der Woche gut ausgeruht
Zerwühltes Bett

Ob das guter Schlaf ist?                                                         Quelle: Foto von Isabella Fischer auf Unsplash

Sind diese fünf Faktoren gegeben, verringern sie das Risiko, an Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, ganz erheblich (um 30% und 21%). Frank Qian, Co-Autor der Studie, kommt zu der Schlussfolgerung: „Wenn wir Schlaf insgesamt verbessern können, wofür das Erkennen von Schlafstörungen besonders wichtig ist, können wir frühzeitige Sterblichkeit vielleicht zum Teil verhindern.“
Es lohnt sich also, an erfüllten, nicht übervollen Tagen zu arbeiten. Denn sie sind wohl der beste Garant für gesunden Schlaf.

Quelle: www.24vita.de

Altern – Vom Rätsel zum Forschungsgegenstand

Altern – Vom Rätsel zum Forschungsgegenstand

Laut dpa liegen jetzt die ersten Konzepte für ein neues Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft für Alternsforschung vor.
In Mainz soll aus unterschiedlichen Ansätzen (Biochemie, Medizin und Psychologie) die letzte Lebensphase in den Blick genommen werden. Nach früheren Angaben des für das Projekt federführenden Bundesforschungsministeriums geht es darum, wie die bereits vorhandene vielfältige Expertise in diesem Bereich sinnvoll ergänzt werden kann.
In Mainz gibt es bereits ein Krebsforschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschschaft und natürlich Biontech, dessen Hauptforschungsinteresse ebenfalls der Krebsbehandlung gilt. Diese Forschungsdichte wird für das Forschungsvorhaben sicherlich hilfreich sein.

Ampel mit Mainzelmännchen

Es geht voran in Mainz  –      Bild von Grrregorrr auf Pixabay

«Resilientes Altern ist wichtig für eine Gesellschaft, die immer komplexere Aufgaben zu lösen hat», sagte Klaus Lieb – Mainzer Resilienzforscher und Psychiater – im Gespräch mit dpa zur Bedeutung dieser Forschung. Manche Menschen hätten mit 85 oder 90 Jahren ähnliche kognitive Fähigkeiten wie junge Menschen. «Die Alten sind zwar insgesamt eher langsamer als Jüngere. Aber sie können dies ausgleichen, indem sie auf mehr Erfahrungswissen zurückgreifen. Sie sind komplexer verdrahtet.» Ein vielversprechender Forschungsansatz will erkunden, welche biochemischen Mechanismen es gibt, die resilientes Altern befördern.

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