Seniorenassistenz – Beruf mit Zukunft?

Seniorenassistenz – Beruf mit Zukunft?

Zwischen dem vollständig selbstbestimmten Leben älterer Mitbürger und Mitbürgerinnen und der Zubilligung der Pflegestufe 1 klafft eine Lücke: körperlich die wesentlichen Dinge noch eigenständig geregelt zu bekommen, bedeutet nicht, alles täglich Notwendige allein handhaben zu können oder zu wollen. Einsamkeit ist ein Befund ohne Antwort im Krankenkassenportfolio. Aber es fehlen nicht nur Ansprechpartner und Zuhörer: Auch Arztbesuche, Briefe an das Finanzamt, Näharbeiten, TV-Sender nachregulieren, Kartoffeln einkaufen und, und, und fallen bei vielen Senioren in die Schublade „Wollen, aber nicht mehr alleine können“. Und wenn nun kein Familienangehöriger parat steht? Wenn auch in der weiteren Nachbarschaft niemand Zeit oder Lust hat, sich zu kümmern? Hier existiert eine – angesichts der Alterung unserer Gesellschaft – wachsende Bedarfslandschaft. Das Plöner Modell versucht diesen Bedarf mit dem neu entwickelten Ausbildungsberuf der Seniorenassistenz zu begegnen. An sechs Standorten in Deutschland wurden bislang über 6.000 Menschen zu Seniorenassistenten und -assistentinnen weitergebildet. Diese in Teil- oder Vollzeit arbeitenden Selbstständigen haben in ihrer Ausbildung das Gespür mitbekommen, was Seniorenassistenz alles bedeuten und umfassen kann.

Logo SeniorenAssistenz

Das Logo des Plöner Modells

Für viele von ihnen ist der Beruf eine Erfüllung, da Selbstbestimmung und Sinn zusammenkommen. Finanziell sind in diesem Bereich keine Riesensprünge zu machen, aber berufliche Erfüllung wird ja auch nicht von jedem auf den Faktor „viel Geld“ reduziert. Unsere föderale Verwaltungslandschaft erschwert allerdings in einigen Bundesländern (vor allem den Stadtstaaten) die finanzielle Unterstützung der Seniorenassistenten durch die Pflegekassen. Hier bleibt die Dienstleistung zwangsläufig den etwas Wohlhabenderen vorbehalten. Denn für fünf Euro pro Stunde, wie es die in Hamburg zuständige Servicestelle Nachbarschaftshilfe vorsieht, mag niemand arbeiten. Ist das sozial? Es geht bei der Seniorenassistenz nicht darum, das Ehrenamt in Frage zu stellen, sondern es nicht zu überfordern! Außerdem unterscheidet sich jemand, der bewusst eine zwölftägige Weiterbildung mitgemacht und aus eigener Tasche bezahlt hat, vom gutwilligen Nachbarn, der mal „ein Stündchen zum Plaudern rüberkommt“. Die Zubilligung von Pflegestufen oder die Behandlung von Altersdepression (stationär oder ambulant) kommt unsere Gesellschaft jedenfalls teurer als Zuschüsse zur präventiven Dienstleistung der Seniorenassistenten. Vielleicht erschließt sich diese Rechnung auch den Finanzabteilungen der Gesundheitssenate in unseren Stadtstaaten? Wer das Plöner Modell genauer kennenlernen möchte, mag sich hier eine Podiumsdiskussion mit der Gründerin Ute Büchmann ansehen, die die honorige Hamburger Körber-Stiftung möglich machte. Die Stiftung hat sich mit dieser Veranstaltung verdient gemacht, der Seniorenassistenz bei möglichen Nutzern und bei möglichen Selbstständigen mit erhöhtem Sinnbedarf für die eigene Arbeit  größeres Gehör verschafft zu haben.

Frührentenbegeisterung

Frührentenbegeisterung

In den letzten Wochen war auf vielen Kanälen zu sehen, hören und lesen, dass die Babyboomer weitflächig den frühen Ausstieg aus dem Arbeitsleben suchen. Verschiedene Modelle des Ausstiegs sind je nach Arbeitgeberinteresse und Eigenbereitschaft zu kompensatorischen Vorauszahlungen möglich. Aber das Detail spielt hier keine Rolle. Wie kann es sein, dass eine Generation, die es so gesund und sorgenfrei wohl noch nie in diesem Land gegeben hat, sich lemmingshaft um Frühverrentung bemüht? Fake news? In diesen Zeiten muss auch diese Frage erlaubt sein. Ich habe jedenfalls nirgends genauere Zahlen nachlesen können. Aber nehmen wir an, es stimmt. So fallen mir zwei Erklärungsmuster btw. Trigger ein: Weg vom Job und rein ins Rentenvergnügen. Bei Möglichkeit eins lässt sich fragen, ob die Fluchtwilligen den falschen Job gewählt haben, ob die Arbeitgeber es an Sensibilität im Umgang mit älteren MitarbeiterInnen fehlen lassen oder ob die aktuelle Debatte um KI und Roboter so verstörend wirkt, dass man sich so schnell es geht von Bord des Arbeitsschiffes Deutschland machen will?

Neonschild mit der Botschaft "Escape"

Image by Sarah Lötscher from Pixabay

Alternativ lockt die schöne, neue Rentenwelt. Und dies verlockender als all die vermeintlich gut passenden Jobs: die vorangegangenen Generationen sowie auch die folgenden blicken neidvoll auf die finanziellen Möglichkeiten der Babyboomer-Generation. Sicher gibt es Ausnahmen, aber im statistischen Mittel verfügt diese Generation über eine einzigartige Finanzausstattung. Sind es nun die Reisen, das Ferienhaus im Süden oder in Schweden? Die Lust am Coachpotato-Dasein wird jedenfalls kaum hörbar als Grund für die neue Rentenseligkeit genannt. Von der Bereitschaft, sich in der Gesellschaft zu engagieren ist auch immer wieder dieRede. Aber muss man dafür gleich verfrüht in Rente gehen? „Sich selbst so eigentümlich fremd“ lautet eine lyrische Zeile. Ich bin jedenfalls gespannt, was Demoskopen und Soziologen dereinst über die Motivation der Babyboomer, sich so früh wie möglich aus dem Arbeitsleben zu verabschieden, veröffentlichen werden. Vielleicht aber grätscht die Politik im Interesse der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (bezahlbare Rente für die Jüngeren) noch in die bekundeten Pläne hinein?

Zukuft – Pfeifen im Nebel

Zukuft – Pfeifen im Nebel

Zukunftsvorhersagen haben eine lange Tradition: die Römischen und Etruskischen Auguren lasen aus Tiereingeweiden oder aus der Form von Blitzen die Zukuft ab. Der eine oder die andere wird sich beispielhaft noch an „Asterix und der Seher“ erinnern. Schon dort fiel der Zukunftsforscher nicht unbedingt duch hohe Integrität auf…
Die Figur der Weissagerin, die in einer Glaskugel mehr sieht als der interessierte Kunde, hat sich vereinzelt bis heute auf Jahrmärkten und Zirkusveranstaltungen gehalten. Zukunft war und ist halt immer spannend! Die Zukunfsforscher sind die Auguren der Jetztzeit. Zwar benötigen sie keine Kadaver, sondern Statistiken und Excel-Dateien, aber Ruf und Richtigkeit ihresTreibens haben noch immer den Hautgout der Quacksalberei. Die Geschäfte laufen dennoch gut. Welcher Politiker will schon auf gut Glück Steuergelder ohne sichere Beweislage in Zukunftsprojekte investieren?
Wie sehr Zukunftserwartungund Wirklichkeit bisweilen auseinander laufen, hat Joachim Radkau in seiner Geschichte der Zukunft (Hanser Verlag) für die Nachkriegszeit bis heute sehr ausführlich – manchmal auch ein wenig ermüdend detailverliebt – dargestellt. In jedem Falle – so die arg verkürzte These – sollte man seehr vorsichtig sein, wenn jemand mit gesicherten Prognoseergebnissen daherkommt.

Auch hiermit wird der Blick ins Morgen nicht genauer

Lange Rede, kurze Botschaft: bald gibt´s mehr Kinder und daher auch mehr Schüler. So prognostiziert jedenfalls eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung (https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/startseite/) den verantwortlichen Bundsländern baldige Gebäude- und Lehrerkanppheit. Steigende Geburtenraten und kontinuierliche Zuwanderung würden die 7,2 Millionen SchülerInnen, von denen die Kultusministerkonferenz für das Jahr 2025 ausgeht, um 1,1 Millionen überschreiten und die Gesamtzahl von 8,3 Millionen ergeben. Alter Schwede! Aber hatten wir nicht mal einen Ingenieursboom als niemand Ingenieure einstellen wollte? Und war da nicht auch mal von Lehrerschwemme die Rede? Und vor zwei, drei Jahren versuchten einzelne Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern anderen die LehrerInnen mit frühzeitigen Verbeamtungsangeboten abspenstig zu machen. Ob die Prognose diesmal hält was sie verspricht? Die Zukunft ist halt mehr als die Verlängerung der Linie, die aus der Vergangenheit über das Jetzt ins Morgen führt. Skepsis kann da nie schaden. Sie fragen, was das jetzt mit meinem Altersthema zu tun hat. Nun ja: schaut man sich die wachsende Welle von Studien an, die ein so oder so beschaffenes Altern für die Zukunft beschwören, ist vielleicht auch hier altersweises Abwarten das bessere Mittel als der blinde Verlaß darauf, dass schon alles so kommen wird, wie vorhergesagt.Vielleicht. Merke: Die Zukunft ist offen!

Was wären wir ohne Wissenschaft?

Im Bezug auf das Internet und all seine hellen und dunklen Seiten nimmt die Generation Babyboomer eine Zwitterstellung ein: einerseits kennt Sie noch aus eigener Erinnerung die analoge Welt aus Schreibmaschine, Cassettenrekorder, Reisebüro,handgeschriebenen Briefen und Geschäftsschluss (und damit Einkaufsende) jeden Samstags gegen 12.00 Uhr. Also eine sehr begrenzte Welt. Andererseits haben die Babyboomer über Macintosh, Spielekonsolen, windows 95 und Tetris im Lauf der Jahre ihren Weg nach Digitalien gefunden. So heimisch wie die „digital natives“ werden sie dort wohl nie werden, aber das Gefühl andauernder Fremdheit ist ihnen in breiter Mehrheit auch nicht eigen. Kein Wunder, dass viele Institutionen und Firmen wissen wollen, mit welcher Mischung aus analogen und digitalen Elementen man diese Generation am Besten zu fassen bekommt.
Dieser Tage erreichte mich die Bitte einer Studentin, Laura Struss, im Rahmen ihrer Bachelorarbeit eine Online-Umfrage starten zu dürfen. Titel: „Der Einfluss des Onlinehandels auf das Informations- und Buchungsverhalten der Geburtsjahrgänge 1956-1965“
Wie gesagt: der Wisschenschaft sollte m.E. geholfen werden. Also, liebe Leserin, lieber Leser, wenn Sie ein paar Minütchen Zeit haben, dann klicken Sie doch hier und beantworten Sie die Fragen.
Im Namen der Studentin und der Forschung bedanke ich mich dafür!

Rollator – ganzseitig beworben

Anfang 2008 wurde an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass Tchibo sich mit einem ganzen Fenster der „Grundausstattung“ des vierten Lebensabschnittes gewidmet hatte. Nun zieht Aldi nach: zumindest bei Aldi-Nord wird es in der kommenden Woche Rollatoren, Duschhocker, Badewannensitze, orthopädische Drehkissen und Gehstöcke bzw. Greifarme zu Preisen geben, die den florierenden Fachhändlern das Wasser in die Augen treiben dürfte,. Tja, die Altersausstattungsnische scheint den Pflege- und Vitalhäusern genommen zu sein. Denn die Discounter-Komnkurrenz wird mit Sicherheit nachziehen. Aber, liebe Fachgeschäfte: Sie agieren in einem wachsenden Markt. Nur zwingt der Preiskampf jetzt zu weitergehenden Überlegungen hinsichtlich der Kundenorientierung. Was können Sie, was die Discounter nicht könen? Ich denk, das ist nach wie vor eine ganze Menge. Sorgen braucht man sich also nicht zu machen, auch wenn das hohe Alter mit seinen Einschränkungen nun offiziell großdiscounterfähig geworden ist.

Interaktivität für den interessierten Bürger

Interaktivität für den interessierten Bürger

 

Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Link zur Startseite)

„Wenn´s kommt, kommt´s dicke.“ Diese alte Volksweisheit hat den Vorteil multifunktional verwendbar zu sein: nach dem gerade geschilderten Fortschrittsbericht (s.U.) erreicht mich noch die Meldung über eine weitere Aktivität zum gleichen Thema: die Initiative Neue Qualität der Arbeit veranstaltet in den kommenden Tagen interaktive Themenwochen mit dem Titel „Alter(n)sgerechte Arbeitswelt – für alle?“  Es geht auch hier um die Frage, wie die Arbeitswelt so zu gestalten ist, dass sie den Fähigkeiten und Einschränkungen älterer ArbeitnehmerInnen gerecht wird. Da Vergleichbarkeit aber stets nur dann gegeben ist, wenn man eine gewisse Unschärfe bei der Betrachtung zulässt, hat die INQA für diese Woche einen Themenbotschafter benannt, der individuelle Fragen zur Arbeitswelt beantworten wird. Als Vorsitzender des deutschen Demographie Netzwerkes scheint oder sollte dieser Botschafter mit dem Themenfeld gut bekannt sein. Auch hier werden Beispielunternehmen genannt, die mit Sicherheit hierdurch einen Imagegewinn und dadurch leichteren Zugang zu ihren Wunscharbeitnehmern bekommen, zum anderen im Hinblick auf ihre Erfahrungen für den Interessierten auch „anzapfbar“ sein sollten.

Sollte es sich um ein dramaturgisches Meisterstück des Arbeits- und Sozialministeriums handeln? Erst reichlich appetitlich aufgemachte Informationen aushändigen und dann auf einem anderen Kanal (die INQA wird auch vom BMAS unterstützt) die Chance zur individuellen Wissensveriefung geben. Grossartig, aber ich glaube doch eher an einen glücklichen Zufall. So oder so: Man lese und frage sich schlau! hier kann man übrigens in den Ablaufplan der Themenwoche blicken.

 

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