Knabbern an der Grenze

Knabbern an der Grenze

Während es jetzt den ersten Jahrgag „erwischt“ hat, der einen Monat später in Rente gehen darf, flammt die Diskussion erneut auf, ob die Rente mit 67 eine Zumutung darstellt (so einige Gewerkschaften) oder im Gegenteil noch  nicht weit genug gedacht ist (so z.B. Allianz-VV Michael Diekmann). Diese Diskussion wird es sich m. E. auf absehbare Zeit im öffentlichen Raum bequem machen und – wie beispielsweise die Diskussion um Abgeordnetendiäten – immer wieder „hoch poppen“. Zuwandererrate, Rentenkassenstand etc. bieten immer wiederkehrende Möglichkeiten hierzu. Wesentlich origineller und auch beachtenswerter ist das Plädoyer von Hans Magnus Enzensberger in einer der letzten SPIEGEL-Ausgaben: er fordert das Ende des staatlichen Rentendiktats und die Vertragsfreiheit unter den Beteiligten. Angesichts der Buntheit der gesellschaftlichen Lebenswirklichkeit hat jede Abkehr von Generalnormen (vom Strafrecht einmal abgesehen) etwas wohlig realistisches an sich. Manch einer muss heute länger „buckeln“ als er möchte; andere  müssen wider ihren eigenen Willen durch  staatliche Zwangsbeglückung ihren geschätzten oder gar geliebten Job (ja, das gibt es!) vorzeitig an den Nagel hängen. Wie demokratisch vernünftig wirkt da die Option einer selbstbestimmten Entscheidung! Und es scheint mir keineswegs ausgemachte Sache zu sein, dass die Rentenkasse unter einer solchen Individualisierung leiden müsste!

Die definitive Rentengrenze wird weiterhin im Nebel bleiben

Die definitive Rentengrenze bleibt bis auf weiteres im Nebel

In der Krise werden ältere Arbeitnehmer entsorgt

Auf dem Papier steht noch „Rente mit 65.“ Bald sollen es 67 werden. Aber Papier ist geduldig. Eine parlamentarische Anfrage brachte zu Tage, dass die Arbeitslosenzahl der 55- bis 65-jährigen um 17% zugenommen hat. Schon vor der Krise war die Erwerbsquote bei den Älteren schlecht: von den 55- bis 58-jährigen arbeiteten gerade mal 39%. Das bedeutet mittelfristig volkswirtschaftlichen Selbstmord. Mal ganz abgesehen von den psychologischen Folgen für den Einzelnen. Und wenn sich dann Politiker hinstellen und erzählen die Rente sei sicher, muss man sich wirklich fragen, in welchem Masse der Wähler hier zu Lande für dumm verkauft wird. Das Ausbooten von Erfahrung und Loyalität (den großen Pluspunkten der älteren MitarbeiterInnen) wird auch für viele Firmen noch negative Folgen haben. Es wird Zeit für einen Turnaround!

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