Die Frage, wann jemand in Rente darf oder muss (hier gibt es ja sehr unterschiedliche Meinungen), ist leider nicht dem mündigen Bürger überlassen, sondern ist das Produkt politischer Willensbildung. Die Koalition hat das Rentenalter auf 67 Jahre hinauf gesetzt. Weniger körperliche Belastung, die demografische Situation und begleitende Hilfspakete für ältere Arbeitnehmer begründen bzw. stützen diese Entscheidung. Nun äusserte sich gerade DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach in der „Leipziger Volkszeitung“ hierzu. Grundton: angesichts der Krise möge man den Rentenaufschub zurücknehmen, um Altersarbeitslosigkeit zu verhindern. Denken scheint auch in höhreren Positionen manchmal Glückssache zu sein. Die Reform tritt zum einen erst 2012 in Kraft. So viel Zeit geben auch die grössten Skeptiker der jetzigen Wirtschaftskrise nicht. Aber abgesehen davon: Im Fall von betriebsbedingten Kündigungen werden ältere Arbeitnehmer – zu Recht – eher als letzte, denn als erste „dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung gestellt“. Abgesehen von der Frage nach der Bezahlbarkeit ihres Vorschlags muesste sich Frau Buntenbach fragen lassen, für welche Schutzbefohlenen sie sich mit diesem Plädoyer eigentlich aufschwingt. Würden nicht implizit die Alten wieder als schutzwürdige Opfer dargestellt – was sie m.E. überhaupt nicht nötig haben -, könnte man die Story als ersten Vorboten des Sommerlochs verstehen. Inhaltlich kann man jedenfalls trefflich von einem Loch sprechen. Mal sehen, was da noch auf uns zukommt…
Politisierung der Rente
23.06.2009 | Arbeitswelt, Demographie, Gesellschaft, Politik | 0 Kommentare