Es ist schon eine Weile her, da bat mich der Abteilungsleiter eines renommierten Geldinstitutes ihm coachend zur Seite zu stehen. Vordergründig ging es um sein Verhältnis zu Mitarbeitern und Sekretärin. Nachdem aber aus der Vertrauensbasis echtes Vertrauen gewachsen war, rückte er mit seinem Hauptproblem heraus: Er würde bald 63 Jahre werden, und er hätte den Eindruck, dass alle anlässlich der dann anfallenden Feier die Bekanntgabe seines Rückzugs aus dem Berufsleben erwarten würden. Er jedoch hätte eigentlich Spaß an seiner Arbeit und würde gerne noch ein paar Jahre länger dran bleiben. Ohne ins Detail zu gehen: vorzeitige Verrentungsangebote wie sie flächendeckend üblich waren, trieben viele Menschen via Gruppendruck zu früh in die Rente. Meinen Coachee konnte ich von seiner eigenen Kraft, Kompetenz und Stärke so überzeugen, dass die Gerüchte aus dem Umfeld – wenn es sie denn wirklich gegeben hat und sie nicht Produkte einer  traditionsgeschuldeten Selbsttäuschung waren – zu verschwinden schienen. In diesem Sinne hielt er seine Geburtstagsrede.

Wir sollten die Entscheidung wann wir – und ob überhaupt – „in Rente gehen“ so wenig wie möglich durch die Erwartungshaltung des Umfeldes beeinflussen lassen. Auch unsere kulturellen Prägungen gehören dazu. „Was bitte möchtest Du wirklich, wirklich in den nächsten Jahren tun?“: diese Frage sollte man sich selbst stellen und mit genügend Bedenkzeit versehen auch beantworten. Wir sollten nicht die Konvention für uns entscheiden lassen!

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Und wenn der Rote sich selbst gar nicht als rot sieht?

© Pixelio; S. Hofschlaeger

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