„Wer stets übend sich bemüht…“

Eine weitere Bastion des Mythos vom nur noch „defizitären Alter“ ist gefallen! Auch alte Gehirne sind in der Lage, ihre kognitiven Leistungen zu verbessern. Bislang hiess es immer, dass man mit verschiedenen Arten des „Gehirn-Joggings“ bestenfalls spezielle Anforderungen wie z. B. Kreuzworträtselraten verbessern könne.  Diese Mär ist wohl zu einem guten Teil ein Vorurteilsprodukt (s. defizitäres Alter). Zum anderen waren die wissenschaftlichen Studien zum Thema bislang nicht in die Forschungstiefe (umfangreiche Aufgaben) und -Breite  (Probandenzahl und Zeitintensität) gegangen, die nun die „Cogito-Studie“ des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung für sich reklamieren darf. Die Forschungsteilnehmer mussten Aufgaben aus zwölf  kognitive Feldern bearbeiten.  Wahrnehmungsgeschwindigkeit, episodisches und Arbeitsgedächtnis wurden kontinuierlich gefordert. Die Aufgaben beschäftigten  verbales , numerisches und räumliches Denken der Probanten. Entscheidend war wohl auch die Dauer: 100 Tage Training! Und da man auf 100 Teilnehmer zurückgreifen konnte, liessen sich statistische Fragezeichen, die der Tagesform oder Sondereinflüssen geschuldet waren durch die relativ grosse Teilnehmerzahl erkennen und bereinigen. Die wissenschaftliche Erläuterung läuft leider nicht gerade Gefahl übermässig populär zu werden. Eine detailliertere, besser verständliche Darstellung des Settings, kann man hier nachlesen. Entscheidend wird aber sein, wie schnell sich diese Erkenntnis verbreitet und damit die einschägige Vorurteilslandschaft eingeebnet werden kann. Jedenfalls kann keiner mehr behaupten, sich zu bemühen „würde eh nichts bringen„!

Nachklapp zur Buchempfehlung

Auch wenn Bücher  – zumindest für mich – ab einem gewissen Komplexitätsgrad noch immer das Medium der Wahl sind, sollte man die schnellen Infohappen, die das Netz bereit hält, nicht einfach verschmähen. So gibt es zur Buchempfehlung im voran gegangenen Artikel auch einen mehr als nur passablen Internetableger. Der nähere Blick ist auch hier lohnenswert.

Buchempfehlung

Wenn sich jemand tatsächlich sehr gründlich über die allermeisten Facetten dessen informieren möchte, was ich hier einmal „Neues Altern“ nennen möchte, dann kann man ihr oder ihm nur das neunbändige Werk Altern in Deutschland (Hg.: Jürgen Kocka und Ursula M. Staudinger) ganz nachhaltig ans Herz legen. Interdisziplinäre Forschergruppen haben alles Denkbare zum Thema zusammengetragen, um der Politik Handlungsempfehlungen geben zu können. Die Bände sind in der Hallensichen Reihe „Abhandlungen der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina“ 2009 erschienen und von der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft zu Stuttgart veröffentlicht worden. Die Beiträge sind mehrheitlich trotz des wissenschaftlichen Herangehens gut lesbar und sensibilisieren einen für die ganze Breite von Handlungsfeldern, die mit  dem Thema in Kontakt stehen. Der neunte und letzte Band bildet die Quintessenz: Gewonnene Jahre – Empfehlungen der Akademiengruppe Altern in Deutschland. Wie schön wäre es, wenn die, die da zuhören und ableiten sollten, es auch tatsächlich täten…

Aber wenn  die zum Thema wohl inormierte Öffentlichkeit größer würde, wäre dies ja auch schon ein Gewinn. Die Erkenntnisbasis ist mit dieser Veröffentlichung jedenfalls gegeben!

Perlchen im Netz

Im Prinzip weiss das Internet mittlerweile fast alles, was der Menschheit an Wissen insgesamt bekannt ist. Aber man kann – Suchmaschienen hin oder her – stundenlang durchs Meer der Informationen eilen, ohne das zu finden, was einem wirklich wichtig ist. Dies macht vor keiner Altersgruppe halt. Sich Mühe geben, Geduld haben, alternative Suchworte versuchen: es dauert seine Zeit. Per Zufall bin ich auf eine (wahrscheinlich neue) Seite gestoßen, die sich offensichtlich die zentrale Erfassung und Information über/von Bildungsangeboten für Ältere zum Ziel gesetzt hat.  Noch sind nicht allzu viele Institutionen und damit auch Termine verzeichnet. Ist das überhaupt sinnvoll? Wer wird sich für einen Origamikurs oder ein Internetpraktikum in eine andere Stadt bewegen? Mir scheint hier eine Erhöhung der Angebotstransparenz im Kommunal- oder Bezirksbeeich sinnvoller. Aber: besser zu viel als zu wenig Informationen.

Was Hänschen nicht lernen konnte, lernt nun Hans

Manches geht etwas langsamer, das gilt auch für bestimmte Lernthemen wie beispielsweise den Fremdsprachenerwerb, aber dass Hans – auch wenn er über 70 ist – noch immer prima lernen kann, ist mittlerweile unbestritten. Als Trittbrettfahrer auf den klassischen Universitäten kennt man die Rentnerstudenten schon eine ganze Weile. Aber mehr und mehr Universitäten eröffnen eigene Departements (z.B. F.a.M. oder die TU Cottbus) extra für die ihre älteren Studenten. Mit Unterstützung der Uni Bielefeld gibt es seit gut zwei Jahren in Bad Meinberg sogar eine Nur-Senioren-Uni. Allerdings kommt man hier nur zu Zertifikaten und nicht zu offiziellen Hochschulabschluessen, aber der Studiengang „Bürgerschaftliches Engagement“ ist offensichtlich so gut konzipiert, dass ehrenamtliche Insitutionen nur so auf diese Absolventen warten. Dennoch bleibt der Nachteil, sich nicht mit jüngeren Studenten austauschen zu können, und der Teutoburger Wald liegt nicht eben für jeden um die Ecke. Aber: Jedes Bildungsangebot mehr ist zu begrüßen!

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