19.06.2023 | Ernährung, Forschung, Gesundheit, Medizin, Vorsorge, Wissenschaft
Auch die Blutwerte können berichten, wie es uns geht.
Jeder von uns hat ein natürliches Gefühl für seine Gesundheit. Eigentlich. Beruflicher oder privater Stress, schlechte Ernährung, wenig Schlaf und/oder verschiedene Suchtmittel können dieses natürliche Gefühl für die körperlichen Bedürfnisse selbst runterdimmen oder abtöten.
Die Funktionalität kann man beispielweise am Appetit beobachten: wenn wir sparsam mit Zucker umgehen, wird uns früher oder später vom Körper die Botschaft gesendet „Jetzt aber ab zum Konditor, Kuchen kaufen! Oder Schokolade, oder, oder, oder. Der gesunde Körper gibt ein Signal zu einem Mangelzustand. Hat man ununterbrochen Lust auf zuckerhaltige Produkte, ist die Kommunikation situativ gestört oder ganz kaputt.
Aber wenn wir dieses Gefühl verloren haben? Was tun? Das Portal inFranken.de berichtet über die Warnsignale, die unser Blutbild transportiert. Im Regelfall vertrauen wir ja unserer Hausärztin, aber vielleicht ist es ganz schlau, sich die folgenden Biomarker zu merken und beim nächsten Arztbesuch mal nachzuhaken, wie es denn um sie steht. Diese Biomarker im Blut signalisieren, wie weit unsere Hormon-, Vitamin- und Mineralstoffhaushalte von der Norm abweichen oder eben nicht. Damit sind sie auch ein Frühwarnsystem für schwerere Störungen, die zu Diabetes oder Krebs führen können.
So zählen Herzinfarkte und Schlaganfälle zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Eine Früherkennung ist daher für ein langes Leben besonders wichtig. Zeigt das Blutbild einen erhöhten Lp-PLA2-Wert, so ist dies ein Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Die ausgeschriebene Form dieses Markers muss man aber wirklich nicht kennen.
Ein zweiter wichtiger Signalgeber im Blut ist Homocystein. Erhöhte Werte deuten auf ein Risiko für Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall oder Thrombose hin. Die Erhöhung deutet zum einen auf ein hohes Alter hin, zum anderen können Rauchen oder ein Mangel an den Vitaminen B6, B12 und B9 den Wert erhöhen.

Auch ein Signalgeber
Vitamin D ist bei zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt. Es stärkt die Knochen, fördert das Immunsystem und hat einen positiven Einfluss auf unser Wohlbefinden. Da wir dies bevorzugt durch Tageslicht aufnehmen, geht es uns im Durschnitt im Sommer besser als im lichtarmen Winter. Also raus an die Luft, sobald der Himmel aufklart. Bei missliebigem Wetter oder erhöhter Lichtempfindlichkeit weiß die Hausärztin, welche Nahrungsmittel (oder im Extremfall auch Nahrungsergänzungsmittel) hier Ersatz schaffen können.
Das Eiweiß CRP gehört zum körpereigenen Immunsystem. Ist sein Wert erhöht, könnte eine Entzündung im Körper die Ursache sein. Häufiger genannt werden hier Blasen-, Bauchspeicheldrüsen-, Lungen- oder Blinddarmentzündungen. Nach einer Operation, bei manchen Tumoren oder bei einem akuten Herzinfarkt kann der Wert ebenfalls erhöht sein. Morbus Crohn oder Rheuma können ebenfalls zu einem erhöhten CRP-Spiegel führen.
15.05.2023 | Allgemein, Demographie, Forschung, Gesundheit, Psychologie, Wissenschaft
Kennen Sie das Phänomen? Sie fragen jemanden nach seinem Alter und bekommen eine doppelte Antwort: Zum einen das tatsächliche Alter, zum anderen einen Hinweis darauf, dass sich die oder der Befragte eigentlich jünger fühlt. Der Pass zeigt nur die halbe Wahrheit.
Bezogen auf die Außenperspektive ist dies ein alter Hut: man denke an ein Klassentreffen 25, 40 oder 50 Jahre nach dem Schulabschluss. Ein Drittel der Gesichter erscheint einem deutlich älter als man selbst. Und einige scheinen „irgendwie stehengeblieben zu sein“: sie wirken einfach jünger als sie sollten. Hier sehen wir die unterschiedliche Alterungsgeschwindigkeit von außen.
Die Zeitung Spektrum berichtet von einer Untersuchung, die das Phänomen der subjektiven – also inneren – Differenz von gefühltem und realem Alter analysiert hat.
Die Daten des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) zeigen, dass die meisten Menschen sich für jünger halten als sie tatsächlich sind. Eine Forschergruppe der Berliner Humboldt-Universität ist der Frage nachgegangen, ob es sich hier um einen gleichbleibenden Trend handelt oder ob der Abstand zwischen realem und gefühltem Alter sich auch mit den Jahren verändert. Und weiter: gibt es auch generationsübergreifende Veränderungen? Die Frage nach dem subjektiven Alter wurde den Probanden zwischen 1996 und 2020 generationsübergreifend mehrfach gestellt. Und siehe da: Im Mittel fühlen sich die Befragten 11,5% jünger als sie es sind. Eine 50-jährige wird sich also eher für Anfang, Mitte 40 halten. Wobei die 11,5% einen Mittelwert darstellen. Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wächst die Differenz zwischen tatsächlichem und gefühltem Alter um 1,6%.
Dieser Wert steigt obendrein von Generation zu Generation. Das ist umso merkwürdiger, da das real erreichte Alter von einer Generation zur nächsten ja (zumindest statistisch) bereits angestiegen ist. Und nun fühlen sich die jungen Alten auch noch subjektiv jünger!
Interessant sind auch die Abweichungen: Frauen empfinden eine größere Differenz zwischen ihrem gefühlten und tatsächlichen Alter als Männer. Für Westdeutsche gilt der Trend stärker als für Ostdeutsche. Einsamkeit und chronische Krankheit verringern (wie ich finde sehr nachvollziehbar) den Unterschied.
Untersuchungen bestätigen, dass das subjektiv niedrigere Alter einen ernsthaften Hinweis auf Gesundheitsstand und Wohlbefinden gibt. Wer sich jünger fühlt, ist allermeist körperlich und geistig fitter als dies statistisch seinem Alter zugeschrieben wird.
Es lebe die Phantasie!
09.03.2023 | Allgemein, Forschung, Gesundheit, Medizin, Schlaf, Tod
Was sich nach freundlicher Floskel anhört, ist eigentlich ein lebensverlängernder Rat.
So haben US-Forscher Daten zum Schlafverhalten von über 170.000 Menschen zwischen 2013 und 2018 ausgewertet. Nachzulesen ist diese Studie auf dem Fachportal Science Daily.
Das Ergebnis zeigt, dass eine hohe Schlafqualität bei Männern zu 4,7 Jahren, bei Frauen zu 2,3 Jahren längerer Lebenszeit führt. Schlechte Begleiterscheinungen, (zumindest gesundheitspolitisch so zu sehen) wie Rauchen, Alkoholkonsum, niedriger sozio-ökonomischer Status und andere Erkrankungen, wurden mitberücksichtigt. Ob diese Zahlen wirklich belastbar sind? Eigentlich egal, denn guter Schlaf ist ja schon ein Selbstwert. Sollte er tatsächlich lebensverlängernd wirken, wäre es einfach schön. Die amerikanischen Wissenschaftler benennen fünf Kriterien für jemanden, der meint, er habe einen „guten Schlaf“:
- Schlafdauer von sieben bis acht Stunden
- Schlafstörungen höchstens zweimal pro Woche
- Schwierigkeiten beim Einschlafen nicht mehr als zweimal pro Woche
- Kein Gebrauch von Schlafmitteln
- Nach dem Aufwachen fühlt man sich an mindestens fünf Tagen in der Woche gut ausgeruht

Ob das guter Schlaf ist? Quelle: Foto von Isabella Fischer auf Unsplash
Sind diese fünf Faktoren gegeben, verringern sie das Risiko, an Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, ganz erheblich (um 30% und 21%). Frank Qian, Co-Autor der Studie, kommt zu der Schlussfolgerung: „Wenn wir Schlaf insgesamt verbessern können, wofür das Erkennen von Schlafstörungen besonders wichtig ist, können wir frühzeitige Sterblichkeit vielleicht zum Teil verhindern.“
Es lohnt sich also, an erfüllten, nicht übervollen Tagen zu arbeiten. Denn sie sind wohl der beste Garant für gesunden Schlaf.
Quelle: www.24vita.de
28.02.2023 | Allgemein, Ernährung, Forschung, Gesundheit, Wissenschaft, Wohlbefinden
Ingwer hat trotz seines fragwürdigen Aussehens einen guten Ruf. Zwar ist Ingwer kein modisches „Superfood“, aber hat doch den Nimbus eines Fast-Wundermittels zur Stärkung der Abwehrkräfte. Die Importquote nach Deutschland hat sich im letzten Jahrzehnt vervierfacht. In der Chinesischen Medizin gilt Ingwer (Zingiber offiinale) seit Jahrhunderten als Heilpflanze.
Was ist nun Mythos? Was ist wissenschaftlich überprüfbare Gegebenheit? Dieser Frage hat sich jüngst das Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie an der TU München angenommen. Das Ergebnis: viel mehr Realität als Mythos.

Ein Trainer unserer Abwehrkräfte
Eine Schlüsselrolle bei der positiven Wirkung von Ingwer spielen die enthaltenen Scharfstoffe, allen voran die sogenannten Gingerole. Im Rahmen der neuen Testreihe stellte sich heraus, dass diese Scharfstoffe an unsere weißen Blutkörperchen andocken können. Passiert dies, geben die Leukozyten Alarm. In folgedessen versetzen sie sich selbst in erhöhte Alarmbereitschaft. Potentielle Angreifer – allen voran die Erkältungsviren – haben es nun deutlich schwerer, in den Körper einzudringen. Ingwer kann aber noch mehr: in einer systematischen Übersichtsstudie wurde belegt, dass diese Pflanze auch die Symptome von Arthritis signifikant zu lindern vermag.
Also alles großartig? Nein, nicht ganz: auch bei Ingwer kann man die Nutzung übertreiben. Viel hilft eben nicht mehr. Im Gegenteil. Außerdem sollte man aufgrund des lässigen Umgangs mit Pestiziden in China besser nur Bio-Ingwer kaufen. Möglichst kleingeschnitten kann Ingwer seine ätherischen Stoffe am besten entfalten und so eine höhere Wirksamkeit erreichen.
Darauf einen Ingwertee!
Quelle: https://www.swr.de/wissen
16.01.2023 | Allgemein, Gesellschaft, Gesundheit, Seniorenheim, Vorsorge, Zukunft
Dass die Situation der Pflegeeinrichtungen in Deutschland zwischen problematisch und dramatisch zu verorten ist, ist nichts Neues. Anfang 2020 musste ein Pflegebedürftiger für einen Platz im Heim im Schnitt (nach Angaben des Verbandes der Ersatzkassen) pro Monat 1.940 Euro aus eigener Tasche bezahlen. Die Zahlen schwanken je nach Bundesland stark. Gefallen sind die Sätze seitdem mit Sicherheit nicht. Dass Covid19 für eine Übersterblichkeit – gerade in der Seniorengeneration – gesorgt hat, ist ebenso bekannt. Und wir wissen auch, dass praktisch jedes Seniorenheim dringend nach neuen Pflegekräften fahndet.
Dieses abstrakte Wissen wird dann relevant, wenn wir selbst oder ein Angehöriger Pflege benötigen. Das Statistische Bundesamt meldet: Ende 2021 stehen 5 Millionen Pflegebedürftige im Wettbewerb um 15.400 ambulante Pflegedienste und 16.100 Pflegeheime. 2005 waren es erst gut 2 Millionen.
Um das Durchschnittsalter in Deutschland auf dem heutigen Stand stabil zu halten, bräuchten wir eine Zuwanderung von gut 800.000 Menschen. Jedes Jahr. Dies dürfte organisatorisch fast unmöglich sein. Und die gesellschaftliche Akzeptanz für eine solche Masseneinwanderung ist wohl auch bei Menschen, die gemeinhin nichts mit der AfD zu tun haben, kaum gegeben. Hinzu kommt, dass wir immer länger leben.
In Summe bedeutet das: die Zahl der Pflegebedürftigen in unserem Land geht weiter steil nach oben. Die Pflegequalität ist aber – vor allem wegen Personalmangels – schon jetzt an vielen Stellen kaum mehr vertretbar. Der Staat hat nicht das Geld, um im notwendigen Maße Heime zu errichten. Internationale Investoren, die schon jetzt den deutschen Krankenhausmarkt für sich entdeckt haben, werden „menschenwürdige Pflege“ nicht so weit oben in ihrer Zielkaskade haben wie return on investment. Das liegt in der Logik des Systems.
Und nun? Was kann man tun? Der Zyniker würde sagen: „Rechtzeitig zum selbst gewollten Lebensabschied in die Schweiz reisen“.

Was ist die richtige Entscheidung? Bild von Alexa auf Pixabay
Nein, so schnell sollte man nicht aufgeben. Vielleicht werden wir uns doch in absehbarer Zeit mit den japanischen Pflegerobotern anfreunden? Oder wir hoffen auf innovative Ideen hierzulande. Fest steht: Volkswirtschaftlich betrachtet ist die Pflege im eigenen Zuhause günstiger als die in einem Heim. Auch ist es der Wunsch der allermeisten Senioren, die letzte Lebensphase in den eigenen vier Wänden zu verbringen.
Das heißt, dass die schon fast sprichwörtliche „Polin“ oder „Slowenin“ etc. die am wenigsten problematische Lösung sein könnte. Könnte, wenn der Markt der Vermittler nicht so intransparent wäre und man nicht oft das Gefühl hätte, an Abzocker zu geraten, denen die Vermittlungsgebühr weit wichtiger ist als Wohl und Wehe der Pflegebedürftigen und der Pflegekräfte. Das ist natürlich sehr pauschal. Aber man sollte sich wirklich so früh wie möglich schlau machen, mit welcher Organisation man zusammenarbeiten möchte und welche ethischen Gesichtspunkte dort wie glaubhaft vertreten werden.
Auch bei Seniorenheimen kann man natürlich Glück haben und einen freien Platz ergattern. Aber auch hier gilt – wie bei der Anmeldung für Kita-Plätze: Je früher, desto höher die Chance auf einen Platz in einer „guten“ (und bezahlbaren) Einrichtung. Was „gut“ bedeutet, sollte man sich im Vorfeld selbst bewusst machen. Zumindest als Handreichung kann eine in der FAZ veröffentlichte Qualitätsliste von Seniorenheimen hilfreich sein.
09.01.2023 | Allgemein, Forschung, Gesundheit, Medizin, Psychologie, Wissenschaft
Laut dpa liegen jetzt die ersten Konzepte für ein neues Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft für Alternsforschung vor.
In Mainz soll aus unterschiedlichen Ansätzen (Biochemie, Medizin und Psychologie) die letzte Lebensphase in den Blick genommen werden. Nach früheren Angaben des für das Projekt federführenden Bundesforschungsministeriums geht es darum, wie die bereits vorhandene vielfältige Expertise in diesem Bereich sinnvoll ergänzt werden kann.
In Mainz gibt es bereits ein Krebsforschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschschaft und natürlich Biontech, dessen Hauptforschungsinteresse ebenfalls der Krebsbehandlung gilt. Diese Forschungsdichte wird für das Forschungsvorhaben sicherlich hilfreich sein.

Es geht voran in Mainz – Bild von Grrregorrr auf Pixabay
«Resilientes Altern ist wichtig für eine Gesellschaft, die immer komplexere Aufgaben zu lösen hat», sagte Klaus Lieb – Mainzer Resilienzforscher und Psychiater – im Gespräch mit dpa zur Bedeutung dieser Forschung. Manche Menschen hätten mit 85 oder 90 Jahren ähnliche kognitive Fähigkeiten wie junge Menschen. «Die Alten sind zwar insgesamt eher langsamer als Jüngere. Aber sie können dies ausgleichen, indem sie auf mehr Erfahrungswissen zurückgreifen. Sie sind komplexer verdrahtet.» Ein vielversprechender Forschungsansatz will erkunden, welche biochemischen Mechanismen es gibt, die resilientes Altern befördern.