Natürlich möchte ich der deutschen Ärzteschaft und ihren besorgten Besuchern nichts ans Zeug flicken. Aber es fällt schon auf, dass der Durchschnittsdeutsche ca. dreimal mehr Besuche bei Tante oder Onkel Doktor absolviert als beispielsweise der Durchschnittsschwede. Liegt das an den weiteren Wegen oder an dem höheren schwedischen Selbstvertrauen, schon zu wissen, was für einen selbst gut ist? Nun, ich weiss es auch nicht, aber es lohnt vielleicht, vor dem nächsten Arztbesuch diesen selbst einmal probeweise in Frage zu stellen. Ein Gedicht aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts kann hier unterstützen:
Der wider die Gesätze der Arzneykunst genesene Bauer
Ein Bauer machte sich vom Fieber
Mit Wein und Pfeffer glücklich frey.
Ein junger Doctor lachte drüber,
Und sprach, daß das unmöglich sey.
Ja sagte Jener, der genesen,
An diesem liegt mir nicht ein Haar,
Obs möglich oder nicht gewesen;
Genug für mich: Es ist doch wahr.
Carl Friedrich Drollinger
Interessanter Beitrag. Heißt das dann auch, dass die generelle Krankensituation in anderen europäischen Ländern anders als in Deutschland ist? Das vielleicht in Deutschland extrem viele Krankenhäuser, Altenheime und Mediziner existieren, weil die Einstellung eine andere ist? Interessanter Gedanke.
Sabrina
Ohne in die statistischen Details einzusteigen: wir haben das teuerste Krankensystem. Dies ist nicht allein Schuld von Krankenhauswirtschaft, Ärzten und Pharmafirmen. Die überproportionale Nutzung trägt zur Kostensituation auch ihr Scherflein bei.Und unterschiedliche Einstellungen verursachen unterschiedlich intensive Nutzung des jeweiligen Angebotes. In den Niederlanden beispielsweise werden m.W. nach noch immer die meisten Kinder zu Hause (mit Unterstützung einer hebamme) zur Welt gebracht. Der finanzielle Uunterschied zu unseren geburtsmedizinischen Kosten ist evident. Es gibt also kulturbeingte Nutzungsunterschiede im gesamten Medizinbereich.
Interessant, hast du da einen Link, wo man sich weiter belesen kann?
Danke, Sabrina
Also grundlegende Dinge zu kulturellen Unterschieden im medizinischen Bereich, kann man hier nachlesen: Die Nemesis der Medizin. Von den Grenzen des Gesundheitswesens. von Ivan Illich von Rowohlt TB-Verlag. Aktuelle Daten lassen sich mit Geduld und Suchverständnis beim Europäischen Statistikamt einholen.