Fortschrittsreport „Altersgerechte Arbeitswelt“ – so benennt das Bundesministerium für Arbeit sein neuestes Periodikum. Alle sechs Monate soll eine frische Ausgabe auf den Seiten des Ministeriums zum Herunterladen bereit liegen. Aber das Wichtigste steht bereits im Titel: Fortschrittsreport! Mach einer mag das als Pfeifen in dunkler Gasse, als Selbstbestätigung ministeriellen Managements verstehen. Unbenommen. Aber deutlich wird durch die vorgestellten Forschungsergebnisse der letzten Jahre, dass das Paradigma der abnehmenden Leistungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer falsch ist und beerdigt werden sollte. In allen Köpfen. Vor allem in den Personalabteilungen. Ausnahmen bestehen aber bei physisch stark fordernden Arbeitsprozessen und bei monotonen Arbeitsabläufen. Also: von alleine fällt den Unternehmen nicht der erfahrene, motivierte und leistungsfähige Mitarbeiter vor die Tür. Es gilt ihn/sie zu pflegen, Arbeitsprozesse neu zu durchdenken und die – ebenfalls in diesem Bericht belegten – Vorteile altersdurchmischter Arbeitsgruppen auf den Weg zu bringen. Das geht nicht von heute auf Morgen. Aber die Sollarbeitszeit wird in diesem Jahr auch mal gerade um einen Monat verlängert. Jedoch gilt mit Sicherheit, dass altengerechte Änderungen im Arbeitsleben auch den jungen Arbeitsmarktaspiranten zu Gute kommen. Wer diese Zielgruppe durch prozessuale Neulayouts von Arbeit (Teilzeit, Vertrauenszeit, Heim-Büro etc.) umwerben will, wird automatisch etwas für den längeren Verbleib seiner älteren Arbeitnehmer geleistet haben. Und umgekehrt. Die Beschäftigtenquote der Über-60-Jährigen ist durch die kontinuierliche Verlängerung der Soll-Arbeitszeit aber nun kein verlässlicher Indikator für eine „altersgerechtere Arbeitswelt“ mehr. Der genaue Blick bleibt gefragt.
Es wird besser
23.02.2012 | Arbeitswelt, Geschäftsinteresse, Wissenschaft | 2 Kommentare
Wird der Lerneffekt gesteigert, wenn junge und ältere Arbeitnehmer gemeinsam in einer Gruppe lernen?Das kommt sehr stark auf die Themen und auf die Gruppe der Älteren an. Ältere Menschen lernen immer dann lieber unter sich, wenn es um Themen geht, in denen sie sich selber ein Kompetenzdefizit unterstellen. Dies gilt beispielsweise häufig für Computerthemen. Viele befürchten, dass ihre jüngeren Kollegen sich besser auskennen und werden unsicher. Natürlich gibt es auch ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die den Austausch mit Jüngeren suchen. Für diese wäre es absolut demotivierend Seniorenkurse zu besuchen.
Sie haben recht: pauschale Lösungen sind in der Regel nicht fruchtbar. Es kommt darauf an. Wichtig ist aber, dass ältere Arbeitnehmer überhaupt die Chance haben, sich zwischen verschiedenen Weiterbildungsangeboten orientieren zu können. In vielen Firmen gilt eine inoffizielle Grenze von ca. 50 Jahren. Weiterbildung über diese Jahre hinaus zur Selbstverständlichkeit zu machen, ist die Zentralaufgabe.