In letzter Zeit gibt es auf den People-Seiten von Zeitschriften oder auch im Netz selbst immer wieder Artikel oder Betroffenheitsstories, die sich um die Formulierung „in Würde altern“ drehen. Was ist wohl damit gemeint? Wenn man die Aussage umdreht und fragt, was denn würdeloses Altern ist, wird es vielleicht ein bisschen einfacher: ich finde es zum beispiel würdelos, wenn sich deutlich alte Herrschaften (das kann jemand von 50 oder von 75 sein, denn die Sichtbarkeit des Altseins beginnt in sehr unterschiedlichem Alter) betont jugendlich geben. Ich meine damit nicht kurze Röckchen oder Hipsterfrisuren, sondern den Versuch, den Habitus von Spätteenagern auszustrahlen. Das erscheint mir würdelos, weil die Erfahrungserrungenschaften, die das Älterwerden mit sich bringt, so einfach negiert werden. Blöd, wenn man alt wird ohne etwas davon zu haben!
Blöd oder würdelos finde ich es allerdings auch, wenn jedes Wehwehchen und jede Einschränkung des alternden Körpers mit Leidensmine in Konversationen jeder Art eingebracht wird. Mein Gott, es könnte doch alles viel schlimmer sein! Es ist doch kein Drama, mit den Fingerspitzen nicht mehr an die Zehen runter zu kommen. Mir erscheint es würdelos, Derartiges zum Thema zu machen. Es gibt auf dieser Welt wahrlich andere Dinge, die der Diskussion wert sind.
Hieraus ergibt sich zumindest für mich, dass es sich bei der „Würde im Alter“ wohl um eine Mischung aus Disziplin und Fatalismus handelt.