Angesichts der vielen Ernährungs- und Bewegungstips, -verbote und -gebote könnte man auch mal zu der Ansicht kommen: Rutscht mir den Buckel runter, liebe Ratgeber, mit Euren Vorhaltungen! Nun haben wir gerade wieder schlechten Gewissens gelernt, dass Salz, Zucker, Alkohol und rotes Fleisch ganz, ganz böse sind, da kommt uns der nächste ins Haus, der ein noch höheres Maß an Bewegung einfordert. Der ratsuchende, alternde Mensch lädt sich mit jedem bestellten oder auch nur durch Zufall (beim Zahnarztbesuch) aus der Illustrierten entnommenen Hinweis zum gesunden Altern – wahlweise zum Anti-Aging, Soft-Aging und dergleichen mehr – Frust auf: so gesund, so sportlich, so sozial aktiv bin ich halt nicht. Also werde ich früher und schlechter sterben als all die Anderen, die sich für die Einhaltung ihrer jeweiligen Ratgeberziele quälen.

Salznapf

Auch hier nur Elend drin: der Salznapf

Ja, von nichts kommt halt nichts! Wer morgens und abends nicht genügend für sein Ausdauervermögen arbeitet, der stirbt früher. Wer sein Frühlingsei mit dem silbernen Salzfässchen ein kleines weißes Krönchen aufsetzen will, stirbt noch früher. Und wer fußfaul mit seinem Glas Rotwein vor dem Fernseher sitzt – ja, der ist eigentlich schon tot. Mein Gott: branchenübergreifend ist die Verängstigungsindustrie unterwegs, um die stärkste Altersgruppe in Deutschland noch ordentlich auf Trab zu halten. Ob es wirklich die nun künstlich gestressten Altens sind, die davon am meisten profitieren? Ich habe da meine Zweifel.

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