Gibt es einen magischen Punkt, ab dem man das Gefühl hat zu altern? Vom Kopf her wissen wir, dass mit dem ersten Seufzer auf dieser Erde der Alterungsvorgang beginnt. Jedoch sind diese ersten Jahre mit Entwicklung und Wachstum verbunden. „Altern“ hat hier noch keinen negativen Beigeschmack und wird meist auch eher als „Geburtstag haben“ oder „älter werden“ – voller Vorfreude – tituliert. Tja, und das Altern? Ich erinnere mich, dass die Grenze von 29 zu 30 Lebensjahren ein durchaus diskutierter Schwellenwert war. „Ü-30-Parties“ hatten zwar noch nicht den bösen Rufnamen „Gammelfleichparty“, aber irgend etwas wurde anders. Und gerade die Damenwelt steckte häufiger besorgt die Köpfe zusammen. So meine Erinnerung. Bei den nächsten Zehnergrenzen, also der 40 und der 50, gab es keine großen Diskussionen. Das kann natürlich auch daran liegen, dass der Austausch von jungen Erwachsenen untereinander offener gehandhabt wird als jener von Menschen, die „mitten im Leben“ stehen. Wer weiß? Die ersten körperlichen Malaisen, die nicht kamen, um wieder weggeheilt zu werden, sondern die sich offensichtlich auf Dauer einnisten wollten, sind für viele der Knackepunkt, an dem der Gedanke nach vorne den Subton der Begrenztheit mit sich führt. Auch dies mag nicht jedem so gehen. Mancher hat mit Anfang 30 bereits ausufernde Geheimratsecken, die ihm Sorgen bereiten. Andere ärgern sich erst mit Mitte 65, dass sie bei ihrer Standardjoggingrunde immer öfter ihre Sollzeit überschreiten. Es ist also verflucht (oder glücklichst?) individuell, wann den einen oder die andere das Gefühl zu altern, anweht.

Die Alterungswelle?

Die Alterungswelle mit 34? Ein bisschen übertrieben, oder?

In der aktuellen Ausgabe von aponet wird von einer Untersuchung an der kalifornischen Stanford-Universität berichtet. Forscher erkennen angesichts der Blutzusammensetzung bzw. deren Änderungen (Zusammensetzung verschiedener Eiweiße) drei Alterswellen: mit 34, 60 und 78 – so die Studie – ändert sich die Blutzusammensetzung deutlich dramatischer als in den dazwischenliegenden Jahren. Ob dieser Befund kulturneutral und repräsentativ ist? Und wenn ja, finden sich diese Altersgrenzen auch als Gemütswandelschwellen im Bewußtsein des Einzelnen wieder? Vielleicht kann man es ja als Hausaufgabe betrachten, ob und was sich in der Selbstwahrnehmung beim Erreichen des jeweiligen Kippunktes ändert. Ich teile zumindest die Erkenntnis, dass Altern oder besser: das Gefühl gealtert zu sein, kein kontinuierlicher Prozess, sondern eher eine Schub- oder Wellenbewegung darstellt.

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