Monika Maron hat ein Buch mit dem Titel „Das Haus“ geschrieben. Auf dem Titelblatt steht: Roman. Ich habe es eher als Elegie des Alterns gelesen. Eine Story mit Höhepunkten und unerwarteten Kippmomenten – also romanhafte Inhalte – sind nicht zu finden. Das spricht nicht gegen das Werk.
Durch eine Erbschaft kommt eine Berlinerin in den Besitz eines großen Landhauses im Brandenburgischen. Die Dorfbevölkerung des fiktionalen Ortes Bossin spricht gar von einem Schloss. Hier findet sich bald eine Gemeinschaft von engen und nicht so engen Freundinnen und Freunden/Partnern aus Berlin zusammen, um…, ja um was? Der brausenden Großstadt zu entfliehen? Die missliche Wohnsituation in Berlin durch ein gediegenes Heim in der Provinz zu ersetzen? Die Anfälle von Einsamkeit durch ein nahes, aber nicht zu nahes Miteinander mit Freunden und Bekannten zu ersetzen? Diese und andere Motivationslagen führen zur Gründung der Alten-WG. Man raucht, kocht, isst, geht Spazieren und redet miteinander. Die Fragen, wie lange man es in dieser sich durch nichts auszeichnenden Landschaft aushält oder ob und wie man mit der fast gänzlich anonym bleibenden Dorfgemeinschaft verkehrt, treten bald in den Hintergrund. Monika Maron zeigt die Akteure mit all dem Ballast, den sie aus ihrem bislang gelebten Leben mit nach Bossin mitbringen: Hadern mit vermeintlich oder wirklich falschen Lebensentscheidungen, Konsequenzen aus früheren Bindungen, die schwebende Frage, ob es vielleicht der letzte Umzug im Leben gewesen sein könnte und die Angst vor dem womöglich nahen Ende. Diese Fragen und Dialoge um Krankheit, verlorene Energien und Versuche – trotz allem -, auch diesem Lebensabschnitt noch etwas Versöhnliches abzugewinnen, prägen den Moll-Ton der Gespräche. Darüber liegt eine Schicht des üblichen Klein-Kleins, das das Zusammenleben unterschiedlicher Charaktere in einem Haus – altersunabhängig – beschäftigt: Wo darf man rauchen? Darf ein Hund ins Haus? Sind private Feste mit Anwesenheit der auswärtigen Restfamilie statthaft? Muss man sich abmelden, wenn man nach Berlin fährt? Banal? Ja, so banal wie das Leben in weiten Bereichen eben auch.
Falls Sie mit dem Gedanken einer Alten-WG auf dem Land spielen – dort könnte man es sich ja tatsächlich noch leisten -, schauen Sie zuvor in Monika Marons Handreichung.
Monika Maron: Das Haus
Hoffmann und Campe Verlag
Hamburg 2023
235 Seiten, 25 €
Danke, für den Buchtipp! Das hört sich nach einem Buch für mich an, denn ich lebe in einer Altern-WG. Meine Kinder haben damals den Kopf geschüttelt, als ich ihnen gesagt habe, was ich vorhabe, aber nachdem sie mich ein paarmal besucht haben, verstehen sie, warum ich hier lebe. Ich habe früher schon immer gesagt, dass ich nicht alleine alt werden will. Ich leibe es in Gesellschaft anderer zu sein. Meine Kinder sind schon längst ausgezogen und mein Mann ist sehr früh gestorben. Ich bin in einem Buchclub und eine der Damen ist in einer Alten-WG. Sie hat mir damals die Idee schmackhaft gemacht und ohne viel darüber nachzudenken bin ich in die WG eingezogen. Wir haben alle unser eigenes Zimmer und ein kleines Bad. Die Küche teilen wir uns genauso wie zwei Wohnzimmer. Wir machen nicht alles zusammen, aber wir kochen häufig zusammen oder spielen Brettspiele. Man findet immer einem zum spazieren oder zusammen einkaufen gehen. Es ist schön, all deren Geschichten zu hören und gemeinsam zu lachen und nicht zu vereinsamen. Letztes Jahr haben wir uns sogar einen Pool angeschafft und zweimal im Monat kommt jemand und wir machen Wassergymnastik. Wenn man mit dem Gedanken schon spielt, kann ich es nur empfehlen. Ich bin sehr glücklich damals nicht auf andere gehört zu haben, und in die WG gezogen bin.
Vielen Dank, Frau Kramer, für Ihre Schilderung! Diese dürfte dem einen oder anderen Zögerling Mut machen.