Nemo und wir

Nemo und wir

Durch den Clownfisch aus den Pixar-Studios, Nemo, haben viele etwas über die enge Symbiose von Seeanemone und Clownfischen gelernt. Das schien und scheint aber wenig bis gar nichts mit uns zu tun zu haben. Ein grosser Irrtum. Wir selbst sind als Individuen Wirte für Millionen und Milliarden von Kleinstlebewesen, die uns – meist zum gegenseitigen Vorteil – besiedeln. Man kann nicht behaupten, dass dies Faktum besonders im Fokus von Tagesjournalismus oder Wissenschaft liegen würde. Heute aber kommt der Hinweis, dass die Universität zu Jena fünf Millionen Euro Fördergeld von Bund und Land bekommt, um das Verhältnis von Mensch, seinen Bewohnern und ihrer Wirkung auf das Alter zu untersuchen. Der Name des neuen Forschungsschwerpunktes lautet „Mikrobiom und Altern“. Wobei „Mikrobiom“ der Fachtitel für das Gebrause und Gesumse in und auf uns ist. Ob hier neue Kausalketten entdeckt werden, die mit dem Alterungsprozess verbunden sind?

Nemo und die Seeanemonen haben mehr mit uns gemeinsam als wir glaubten

Man darf gespannt sein. Vielleicht hält uns der Informationsdienst Wissenschaft auf dem Laufenden. Jedenfalls kommt mit dem Mikrobiom ein neuer Akteur auf die Bühne des Alterns. Bewegung, Ernährung, Sozialaktivitäten: das hatten wir ja alles schon. Dass nun andere an Fortentwicklung oder Verkalkung unserer Muskeln und Nerven massgeblich beteiligt sind, schlägt m.E. ein neues, spannendes Kapitel in unserem Buch des Alterns auf.

Die Flüchtlinge und wir

Lassen wir mal alle moralischen Pros und Kontras zur Seite und blicken wir rational und mit volkswirtschaftlicher Brille auf das Geschehen.

Bei allem, was momentan an Überforderung, Streß, Fragezeichen und Unwohlsein mit dem gewaltigen Flüchtlingszuzug einhergeht, ist es hilfreich, den beklommenen Blick auf eine mittelfristige Zukunft zu richten: Dann werden die ersten Antrittsschwierigkeiten beseitigt sein und die deutsche Fähigkeit, Dinge gut zu organisieren, wird über das Chaos obsiegt haben. Viele Flüchtlinge haben mittlerweile passabel bis gut Deutsch gelernt, viele haben geholfen, die vor allem im Handwerk leerstehenden Ausbildungsplätze doch zu besetzen. Das heisst, dass die Anschubfinanzierung, die nötig war, um so viele Menschen unterzubringen, primär zu versorgen und mit Sprachkursen zu versehen, beginnt Zinsen zu tragen. Zehntausende zahlen nun zusätzlich in die deutschen Sozialsysteme ein und machen die Renten sicherer. Vor allem die gut ausgebildeten syrischen Flüchtlinge helfen, den Ärztenotstand auf dem flachen Land nachhaltig zu bekämpfen. Und viele, viele werden die Chance nutzen und sich in Pflegeberufen ausbilden lassen. Der Pflegenotstand, der, anders als der Ärztenotstand, schon heute auch in den Metropolen Leiden verursacht, kann reduziert werden. Die Bestellungen für  japanische Pflegeroboter können wieder storniert werden. Die demographische Zwiebel der Nation hat am jüngeren Ende deutlich zugelegt.

Diese – vielleicht ein wenig optimistische – Zukunftssicht sollte gerade uns Älteren und Alten die Kraft geben, die Schwierigkeiten des Augenblicks als Herausforderung UND als Geschenk zu verstehen. Die viel zitierte Willkommenkultur wird sich im Fall der Realisierung auch für uns auszahlen.

Auch Mehmet wird älter

Im Kontext Zuwanderer oder „Mitbürger mit Migrationshintergrund“ wie es im pc-Deutsch korrekt zu formulieren wäre beschäftigen wir uns vor allem mit Integrationsfragen. Weiterbildung und die Unverträglichkeit einiger kulturellen Prägungen mit unserer Verfassung sind weitere Themen. Aber dass auch Mehmet und Aisha irgendwann nicht mehr arbeiten können, – wie so viele – den Kontakt zur alten Heimat verloren haben und nun hier auf Pflege, Zuwendung und Unterstützung angewiesen sind, ist ein Randthema, das selten gestreift wird. Die Wirklichkeit ist auch hier bereits entschieden fortgeschritten. Ein sehr anschaulicher Bericht in der Schweizer NZZ macht dies sehr nachvollziehbar deutlich. Erstaunlicher Weise beschäftigt sich der Beitrag nur mit deutschen Altenwohngemeinschaften. Hamburg, Berlin und Duismug werden beispielhaft vorgestellt. Hat die Schweiz nicht das gleiche Problem? Egal, der Artikel bietet im besten Sinn Aufklärung zu einem noch im Schatten befindlichen Thema.

Nackte Zahlen

Das Statistische Bundesamt stellt in der vergangenen Woche die neueste Pflegestatistik vor.  Aus den vielen Zahlen scheinen einige besonders interessant: Die Zahl der Menschen, die in Pflegeheimen wohnen (764.000), ist langsamer gewachsen als die der ambulant Gepflegten (1.860.000). Und unter diesen ist wiederum der Anteil jener, die durch Familienangehörige versorgt werden, erneut überproportional gestiegen. Das heisst, dass die von vielen Alarmisten ausgerufene Verkühlung des sozialen Miteinanders zumindest an dieser Stelle nichts als eine Legende ist.
Interessant finde ichauch, dass bei den Pflegediensten 62% Teilzeitkräfte arbeiten. Was auch immer man ggen die noch nicht vollständige gesellschaftliche Anerkennung dieser Berufsgruppe sagen kann, zumindest erlaubt sie offensichtlich vielen  eine familienfreundliche Arbeitsgestaltung. Schade, dass der Männeranteil nur 15% beträgt. Und dies angesichts der vielfach körperlich herausfordernden Arbeitsateile.

„Es ist wichtig, noch bis ins hohe Alter etwas zu tun zu haben.“

„Es ist wichtig, noch bis ins hohe Alter etwas zu tun zu haben.“

Henning Scherf – ehenaliger Bürgmermeister Bremens – war einer der ersten, der den dempgraphischen Wandel öffentlichkeitswirksm angesprochen hat. Und: er zog frühzeitig mit seiner Frau und Freunden zu einer Alter-WG zusammen. Heute nichts Besonderes mehr, aber dass die Zwangslogik `wenn es zu Hause nicht geht, dann eben im Heim´ aufgebrochen wurde, ist auch Henning Scherfs Verdienst.

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Von ihm hat der Herder-Verlag nun ALTERSREISE herausgegeben. Scherf berichtet von seinen Reisen durch Deutschland: Wohngemeinschaften, Seniorenheime, Demenzprojekte, Stifte und vieles mehr. Es ist ein buntes Bild der späten Jahre, das er dem Leser vorstellt. Stets im Dialog mit seiner eigenen inneren Stimme bzw. der eigenen Verfaßtheit. Offen spricht er über Gewichtszunahme und schwindende Kräfte bei sich selbst. Dieser Wechsel zwischen Fremd-Beobachtetem und Beobachtungen an sich selber verleiht dem Buch einen sympathisch handfesten Charakter. Es geht Scherf nicht um statistische Wahrheiten, sondern um die richtigen Schlüsse aus dem Selbst-Erlebten. Dabei lässt er seine Beobachtungen nicht unkommentiert: er zeigt sich als pointierter Gegner von Heimunterbringung, plädiert für überschaubare Größen des Zusammenlebens und wehrt sich vehement gegen die (Selbst-)Zuschreibung älterer Bürger, „nichts mehr zu nutzen“. Die Würde des Menschen – egal in welcher Verfassung er sich befindet – ist Scherf entscheidend wichtig. Eine zweite Botschaft, die ich hier als Überschrift gewählt habe, entspricht den landläufigen Erkenntnissen der Gerontologie: etwas tun – und wenn es nur das angeleitete Schälen einer Möhre ist – ist immer bessesr als das Nichtstun. Denn dem Nichtstun folgt der Gedanke der Nutzlosigkeit und damit die potentielle Altersdepression auf dem Fuße.

Altenheim – aber bitte welches?

Vor einem guten Jahr war hier schon einmal von der erleichterten Suche nach einem geeigneten Heimplatz die Rede, allerdings fokussiert auf Berlin. Nun weiß ich, dass es derartige Unterstützung mittlerweile bundesweit gibt. Gerade wnn man sich bei einem Verwandten, der nicht in der näheren Umgaebung wohnt, Gedanken macht, wie wohl PlanB aussehen könnte. Das heißt, was man machen muesste, wenn der Wunsch der oder des Verwandten in den eigenen vier Wänden zu bleiben, gesundheitlich nicht mehr verantwortbar erscheint. Wie findet man auf die Schnelle ein passendes Heim? Es reicht ja nicht, „Altenheim“ und die Postleitzahl ins Netz zu geben, denn man sieht sich mit den Hochglanzselbstaussagen der Anbieter konfrontiert. Und ist meist so schlau wie zuvor. Eine bundesweite Altersheim Übersicht gibt einem nun wenigstens einige Lösungen, die man nach Größe, Lage und Attraktivitätsindex sondieren kann.  Auch wenn die angebotenen Entfernungen nicht immer stimmen, is es doch ein gutes Remedium gegen die eigene Unkenntnis. Eine auf der Seite integrierte kostenfreie Telefonberatung wird einem bestimmt helfen, den Kreis der Lösungen weiter einzuengen.Und zum Schluß gibt es ja noch die Chance, dass der der oder die Verwandte doch jemanden kennt, der hier oder dort untergebracht ist. Was im Allgemeinen, die Bereitschaft, doch in eine Einrichtung zu ziehen, deutlich erleichtert.

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