08.09.2012 | Allgemein, Demographie, Gesellschaft
Dass Deutschand aufgrund seiner Geburtenrate (nicht nur) zu den Ländern mit der ältesten Durchschnittsbevölkerung gehört, haben wir bereits öfter gehört. Nun können wir es statistisch exakt nachsehen. Geographixx zeigt, dass die Länder Afrikas einen Altersdurchschnitt von unter 20 Jahren haben. Spitzenreiter Uganda mit sagenhaften 15 Jahren. China treibt sich im Mittelfeld mit guten 30 Jahren rum. Deutschland aber ist mit seinem Durchschnittsalter von 42, 6 Jahren vor Japan und Monaco an drittletzter Stelle angekommen. So weit so gut. Möchten wir in einem Land leben, in dem ununterbrochen Kindergeburtstag gefeiert wird? Oder dort, wo penetrant erste Karrierefragen gestellt werden? 42, 6 ist noch immer recht jung. Hieraus eine nationale Tragödie zimmern zu wollen, dafür bedarf es schon einer guten Portion deutschen Alarmismuses. Entscheidend wird sein, was wir daraus machen. Und vielleicht schaut die Welt, wenn sie sich am Umbau unserer Energieversorgung satt gesehen hat, auf unser Arrangement mit dem Durchschnittsalter. Das Richtige zu tun gelingt uns ja – entgegen aller gut aufgestellten Miesepetergesänge -im internationalen Vergleich recht gut. Schauen wir mal, wie wir mittelfristig mit diesem „drittletzten Platz“ zurande kommen…Ich bin einmal mehr ziemlich optimistisch! Schön, dass das Alter einmal mehr eine Herausforderung darstellt.
20.06.2012 | Allgemein, Gesellschaft, Gesundheit, Pflege, Technik, Wohnen
Wenn ich im Kreis meiner Familie, aber auch bei den Eltern von Freunden und Freundinnen die Debatte um die richtige Wahl des vermutlich letzten Wohnortes zusammenfasse, dann geht es genau um diese (scheinbaren) Antipoden: Freiheit und Sicherheit. Auch von den mir bekannten Witwern und Witwen möchten die wenigsten vorzeitig die Freiheit des alten und bekannten Wohnsitzes aufgeben, um der Sicherheit in einem neuen Alten- oder Pflegeheim teilhaftig zu werden. Nein, die Waagschale neigt sich stets auf die Seite der Freiheit. „Meine Wonung“, „mein Umfeld“, „mein Garten“, „meine Nachbarn“…Das Bekannte und Gewohnte bildet die entscheidenden Kriterien aus, die zu einem Festhalten um fast jeden Preis am angestammten Wohnsitz führen. Nur Unzufriedenheit mit baulichen Änderungen, Wegzug von verlässlichen Nachbarn oder Ausfälle im weiteren sozialen Netz – zum Beispiel der arbeitsbedingte Wegzug von Kindern – kann zu einer nicht aus der Not geborenen Entscheidung für einen Umzug in – im weitesten Sinne – eine Art betreuten Wohnens führen.
In der Regel pendelt die Waagschale erst dann weg von der Feiheit und hin zur Sicherheit, wenn existentielle Ängste einsetzen: „ich schaff´es nicht zur Toilette“, „und wenn ich nicht mehr aus dem Bett komme?“, „sollte ich hinfallen, komme ich wohl nicht mehr alleine hoch“. Und die so aus solcher Not geborenen Entscheidungen für das Verlassen des vertrauten Heims führen verständlicher Weise nicht gerade zur Vorfreude auf die neuen vier Wände.
Mittlerweile scheinen aber auf technischem Gebiet so zuverlässige Melde- und Notknopfysteme entwickelt worden zu sein, dass der Abschied aus den vertrauten Räumlichkeiten durchaus noch aufgeschoben werden kann. Eine gute Übersicht über ein beispielhaftes Leistungsspektrum aus diesem Bereich kann man sich hier einmal ansehen. Die Kosten dafür sind in jedem Fall deutlich niedriger als das Wohnen in einer wie auch immer ausgestatteten Einrichtung. Dass nun sogar die Pflegekassen diese Kosten übernehmen, sehe ich durchaus als Beleg für die Verläßlichkeit solcher Meldesysteme. Also im Zeifel erst einmal Freit UND Sicherheit wählen!
11.06.2012 | Allgemein, Europa, Gesellschaft, Humor, Monarchie, Staat, Testimonials
Die deutschen Präsidenten haben als Erstzmonarchen eine verfassungsrechtlich erwünschte Verfallszeit. Bei den echten Königinnen und Köigen sieht das anders aus. Nicht einmal das landesübliche Rentenalter wird ihnen zugebilligt. So wie auch beim Papst handelt es sich in der Regel um Jobs, die bis zum (bitteren) Ende auszufüllen sind. Fraglos ist vieles auf der monarchischen Arbeitsagenda nicht so körperlich beanspruchend wie das Tagwerk des oft zitierten Dachdeckers, aber die echte Freizeit dürfte eher knapper ausfallen. Schaut man auf das Englische Königspaar, muss man bei aller demokratischen Skepsis an der Notwenigkeit dieses Nationalamtes doch festhalten, dass langes intensives Arbeiten die Menschen agil und über die Vergleichsgruppe hinaus fit hält.
Die erstaunlichen Parallelen in Mimik und Gestik unterstreichen, dass man sich ohne Ritualroutine für königliche Aufgaben bessesr gar nicht erst bewirbt. Wäre ohnehin zwecklos. Was ich noch sagen wollte: „Eure Majestäten, meine Hochachtung für Ihren stets konstant hohen Arbeitseinsatz!“
09.04.2012 | Allgemein, Gesellschaft, Humor, Kino, Philosophie, Wohnen
Schnell mal im Kopf die persönlichen Kinohighlights durchsehen: gibt es das Filme mit älteren bis alte Hauptdarstellern? Ja klar. Harold und Maude fällt mir ein; Sag niemals Nie, in dem Sean Connery nochmals den James Bond gibt, Verfilmungen von Shakespeares Sturm, Mrs. Marple und Hercule Poirot von Agatha Christie, Charles Laughton als Richter… und ein paar weitere würden einem bei scharfem Nachdenken sicherlich noch in den Sinn kommen. Aber angesichts der tausenden von Filmen, die fast jeder konsumiert hat, fällt das kaum in Gewicht. Und nun sind wir diese Woche gleich mit zwei Publikumsfilmen konfrontiert, die sich mit einer wichtigen Zäsur im Leben – der Suche nach der letzten Bleibe – widmen. In „Und wenn wir alle zusammenziehen“ prüfen u.a. Jane Fonda, Pierre Richard und Geraldine Chaplin die Chancen für eine Alten-WG. In „Best Exotic Marigold Hotel“ bauen betagte Engländer auf eine Seniorenresidenz im Empire-Stil in der alten Kolonie Indien. Hier wirkt unter anderen die von mir heiß verehrte Julie Dench (Chefin des M6 in den letzten Bond-Filmen) mit. Es folgen nun keine Filmrezensionen, sondern lediglich ein Ausrufungszeichen! Die Zeiten ändern sich. Die Alten und ihre Sorgen und Aufgaben sind offensichtlich kinofähig geworden. Die langsam alternde Besucherschaft hat nicht ununterbrochen Lust, sich die Stories der nachfolgenden Generationen anzusehen. Das Schöne ist, dass dieser Trend nicht auf Kunst- und Studentenkinos beschränkt bleibt, sondern die cineastische Öffentlichkeit zu becircen sucht. Stärken wir die (noch) Wagemutigen. Gehen wir ins Kino!

30.03.2012 | Allgemein, Gesellschaft, Wohlbefinden, Wohnen
Im letzten Beitrag war von der großen Mehrheit die Rede, die lieber zu Hause bleiben möchte. Aber es gibt auch die anderen: jene, die aus Weitsicht oder Komfortbedürfnis oder …(es gibt wohl Hunderte von Gründen) sich doch für die Aufgabe der eigenen Wohnung, des eigenen Hauses entscheiden. Welche Auswahlkriterien können helfen, bei der Wahl des neuen Zuhauses die richtige Entscheidung zu treffen? Möchte man in eine Wohngemeinschaft? Oder in ein Mehrgenerationenhaus? Oder doch lieber in eine Seniorenresidenz? Oder doch erst mal nur „Betreutes Wohnen“? Es ist nicht so, dass wir keine Auswahl hätten; man kann sich auch nicht über mangelnde Informationen (zumal im Internet) beklagen. Im Gegenteil: Wir drohen eher im Informationsdschungel unterzugehen.
Die Bewertung von Alten- und Pflegeheimen bietet zumindest ein ernst zu nehmendes Kriterium. Natürlich können die offiziellen Beurteilungskriterien nicht immer die persönlichen Schwerpunkte abbilden. Aber in der Tendenz wird schon deutlich, ob es sich um ein gut oder schlechter geführtes Haus handelt. Vielleicht ist die Nähe zum alten sozialen Umfeld wichtig? Man kennt doch seinen Kiez, und viele wollen ihn nicht verlassen. Früher gab es den Drang hinaus ins Grüne. „Haus Waldesruh“ war der Inbegriff des Altenheims traditionellen Zuschnitts. Heute drängen die Alten eher in die Städte. Görlitz hat sich als Altenresidenz genau so einen Namen gemacht wie Wiesbaden. Egal ob Kultur oder Ärztedichte: Städte bieten einfach entscheidende Versorgungsvorteile gegenüber dem platten Land. Auch in der Hauptstadt scheint es mittlerweile einen überproprtionalen Zuzug der Alten vom Lande zu geben.
Blick ins Berliner Getümmel
Das in seiner Vielfalt wohl unschlagbare Angebot der Hauptstadt ist eine plausible Erklärung dafür. Allerdings haben die Berliner Alten es mit ihrer Wohin-Entscheidung leichter als die Bewohner vieler anderer Städte. Ein pfiffig gemachter Führer zeigt unter dem Titel „Seniorenresidenz Berlin“ die ganze Vielfalt des Berliner Seniorenwohnangebotes auf. Und: man kann sich von einem Wunschstandort (s.o.) aus die nächstgelegenen Angebote zeigen lassen. Wie mir scheint handelt es sich hier um eine recht brauchbare Schneise durch den Informationsdschungel.
15.02.2012 | Allgemein, Arbeitswelt, Gesellschaft, Kultur, Staat
Ein thematischer Bruch: es geht heute nicht um interessante Seiten des Alterns. Es geht um Anstand, Würde und die Frage, was wir Bürger dem Amt und dem Amtsinhaber des Bundespräsidenten abverlangen wollen.
Ab Gustav Heinemann habe ich alle Präsidenten im Fernsehen erlebt. Mancher kam mir komisch vor, einige waren mir sympathischer als andere. Aber jeder von ihnen schien von der Würde des Amtes aufgerichtet und mein kleines Ich weit zu überragen. Ich spürte mehr als nur einen Altersabstand. Richard von Weizsäcker brachte mich manches Mal sogar zu moralischen Selbstbefragungen. Auch wenn ich häufiger ihre Ansichten nicht teilte, fiel es mir leicht, allen Bundespräsidenten Respekt zu zollen. Die medial vermittelten Persönlichkeiten im Amt schienen mir dies zu verdienen. Mit Horst Köhlers beleidigtem Rücktritt erstarb mein Respekt.
Christian Wulff war von Anfang an eine B-Besetzung. Ich vermute, dass auch das Herz der Kanzlerin für Joachim Gauck schlug. Aber das Machtdomino mit den CDU-Granden gebot die Aufstellung von Christian Wulff.
Auf unwürdige Startbedingungen folgte eine enttäuschende Wahl und ein enttäuschender Start: es war keine Elite, nicht einmal Parteielite, was da ins Schloss Bellevue zog. Es war Durchschnitt. Einer von uns. Einer, der auch mal auf dem Behindertenparkplatz hält, um den Lotterieschein abzugeben. Einer, der sein Ehrenwort mit gekreuzten Fingern hinter dem Rücken abgibt, einer, der seine Putzfrau nicht angemeldet hat, einer, der altersbedingt seine erste Ehe entsorgt. Einer wie wir. Im weiteren zeigte sich, dass er den meisten von uns im Filettieren der Wahrheit, im Nutzen von Schnäppchenangebote, im Verwechseln von Freundschaft und Netzwerk weit voraus ist.
Brauchen wir so einen Bundespräsidenten? Wenn wir mit Brecht feststellen, dass wir ein glückliches Volk sind, das keinen moralischen Führer braucht, dann sollten wir den moralischen Orientierungssimulanten Wulff samt Amt schnellstmöglich aufgeben. Wenn wir aber meinen, dass es gut wäre, zwischen den Verwerfungen der Globalisierung, den Fieberkrämpfen von Euroland und dem Innovationsdruck von Forschung und Demographie von Zeit zu Zeit ein kompetentes, unabhängiges und wohl bedachtes Wort zu hören, dann sollten wir Bürger der präsidiale Fehlbesetzung Wulff ein Ende machen. Schon der Chor in Sophokles´ Antigone wusste:
Ehrt des Landes Gesetz er und der Götter
Beschworenes Recht –
Hoch steht dann seine Stadt. Stadtlos ist er,
der verwegen das Schändliche tut.
Christian Wulff hält sich an das Schändliche. Helfen wir ihm die nötigen Konsequenzen zu ziehen solange wir noch an die Bedeutung seines Amtes zu glauben vermögen!