19.10.2011 | Allgemein, Europa, Gesundheit, Wissenschaft
Es ist erstaunlich, welch Institutionen man findet, wenn man so durchs Internet streift. Mir war bislang die Existenz der „European Union Geriatric Medicine Society“ vollständig unbekannt. Dabei hat sie sich das hehre Zeil gesetzt, die geriatrische Forschung in allen Ländern der EU zu unterstützen. Durch Wissens-Austausch zwischen den entsprechendenden Universitätsinstituten. Drei davon möchte die Organisation mittelfristig aus jedem Land im Austauschzirkel vertreten sehen. Mit Sicherheit ist es kein Fehler, wenn auch hier Forschung effizient und arbeitsteilig organisiert wird. Noch – so mein Eindruck von den Seiten der EUGMS – ist das wohl nicht der Fall. Europa ist auch hier auf dem Weg, aber noch lange nicht angekommen.
EUGMS versucht das Fischen nach geriatrierelevantem Wissen europaweit zu koordinieren
09.02.2011 | Allgemein, Arbeitswelt, Gesundheit, Testimonials, Wohlbefinden
Schlaganfälle sind die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Das Spektrum an Folgeerscheinungen ist denkbar weit gefasst. Erläuterungen dazu bleiben fast zwangsläufig irgendwie abstrakt. Es ist für die Betroffenen selbst, aber auch für ihre Angehörigen nicht immer leicht, sich auf einen so unbekannten Gegner (die Krankheit) mit so unterschiedlichen Gesichtern einzulassen. Erfahrungen helfen, das eigene Vertändnis für befremdliche Situationen oder Reaktionen wachsen zu lassen. Informationsblätter aus Praxen oder Kliniken springen hier meist zu kurz.

Das Buch „Absturz!?“ von Helena Dindas schafft hier tatsächlich Abhilfe. Es vermittelt Erfahrung. Die Autorin berichtet von dem Schlaganfall, der sie als 42jährige traf. Der Leser erfährt zwar nichts über die potentiellen Vorbelastungen, aber viel über den Aufenthalt im Krankenhaus, in der Reha-Klinik und die Fährnisse, mit denen sie sich im Umgang mit sich selber, aber eben auch mit Familie, Freunden und Arbeitswelt konfrontiert sieht. Das Buch erhebt keinen literarischen Anspruch; es ist vielmehr die Chronologie eines Kampfes. Das Schreiben mag hierbei durchaus Erleichterung verschafft haben. Aber der Anspruch der Autorin ist ein deutlich anderer: „Ob mir die Veröffnetlichung meiner Erlebnisse gelingen wird, weiß ich nicht, aber es würde mich überaus freuen. Denn ich möchte anderen Mut machen und ihnen helfen, unverzagt und geduldig nach vorne zu schauen und niemals aufzugeben! (S. 218) Neben diesem Appell zur dauernden Selbstaktivierung wird deutlich, wie wichtig eine intakte Partnerschaft für die Bewältigung einer solchen Langzeitschädigung ist. Allein – so drängt sich der Verdacht auf – hätte Helena sich nicht so weit ihrem gesundheitlichen status quo ante annähern können. Daher vermittelt dies Buch bewegende Momente; vielleicht auch gerade weil die Autorin von jeglicher Poetisierung Abstand genommen hat. Es bleiben Sprachschrullen (wie „Mopped“ für „Motorrad“), die mal als ärgerlich empfinden mag. Aber als Vademecum für den Fall der Fälle (der allein im Jahre 2006 65.133 Todesfälle in Deutschland verursachte) ist es allemal eine Empfehlung wert!
Helena Dindas: Absturz!? Vom Schlaganfall und einem neuen Anfang. Aachen: Shaker media. ISBN 978-3-86858-402-8, 220 Seiten, 14,90 EUR, Deutsch, Paperback, 12,5 x 20,5 cm.
08.11.2010 | Allgemein, Arbeitswelt, Demographie, Gesundheit, Wissenschaft
Immer wieder aufs Neue wird uns bestätigt, dass wir im statistischen Durchschnitt älter werden. Mit der selben Erkenntnis wartet die aktuell ausgegebene Sterbetafel des statistischen Bundesamtes auf: Binnen eines Jahres hat sich die statistische Lebenserwartung bei Frauen um einen, bei Männern um zwei Monate verlängert. Wie wir alle wissen, leben Frauen statistisch ein paar Jahre länger, aber seit einigen Jahren schliesst sich dieser Geschlechterunterschied nach und nach. Wenn die Entwicklung anhält, könnten die Männer in rund 25 Jahren den weiblichen Langlebigkeitsvorsprung eingeholt haben. Interessant wäre nun zu wissen, was jenseits von Krieg und körperlicher Arbeit die geschlechtsspezifische Lebenserwartung beeinflusst.
21.09.2010 | Bildung, Ernährung, Gesundheit, Wissenschaft
Was nach einem blöden Gag klingt, ist der Versuch Aufmerksamkeit zu erzeugen. Aufmerksamkeit für eine Krankheit von der einige Wissenschaftler meinen sie wäre schon heute – zumindest in England – die Krankheit mit den höchsten Folgekosten für die Volkswirtschaft. Die Dachorganisation der nationalen Alzheimer-Aktivitäten nutzt den Tag, um eine Vorschau zu veröffentlichen, die von einer Verdoppelung der heute ca. 36 Millionen Alzheimer-Kranken bis 2030 ausgeht. Bis 2050 soll sich diese Zahl sogar verdreifacht haben. Aber auch hier gilt: die Zukunft ist keine einfache Fortschreibung der Vergangenheit über die Gegenwart ins Unbekannte! Die steigende Lebenserwartung spricht für eine parallel dazu ansteigende Alzheimer-Kurve. Aber was bringt der medizinisch-pharmazeutische Fortschritt? Und wie weit werden sich die Erkenntnisse über die individuelle Vorsorge des Einzelnen gegen Alzheimer entwickeln bzw. in die Tat umgesetzt? Genügend Unbekannte, um sicherer Prognosen für gewagt zu halten. Aber die gebotene Aufmerksamkeit, die dieser Tag erregen will, sollte als willkommenes „Achtung-Schild“ verstanden werden.
07.06.2010 | Allgemein, Gesundheit, Wohlbefinden
Kleine motorische Änderungen bzw. Experimente, Brüche mit dem Gewohnten führen nachweislich zu neuen Verschaltungen in unserem Gehirn und bauen auf diese Weise der Demenz vor. Nicht immer, aber doch so oft, dass sich ein Nach- und vor allem Ausdenken in diesem Bereich durchaus lohnt. In unserem Büchlein hatten wir das Zähneputzen mit der anderen Hand vorgeschlagen. Wer dies mittlerweile aus dem FF beherrscht, wird sich vielleicht fragen, was er denn noch ändern könnte. Wo können wir gefahrlos die „Standardhand“ gegen die „Kürhand“ tauschen? Wie wäre es beim Flaschenöffnen? Egal ob, Drehverschluß, Kron- oder Weinkorken, alles ist uns geläufig und geht meist locker von der Hand – so lange wir die immergleiche benutzen. Testen Sie mal, was passiert, wenn Sie die andere Hand beauftragen! Und nicht gleich aufgeben. Ein paar Wiederholungen sollte man sich schon zumuten.
Irgendwann schafft´s auch diese!
Aber man sollte es mit den Experimentieren auch nicht zu weit treiben: sowohl bei Naßrasur als auch bei der Nagelpflege sollte man zunächst besser nur die sichere Gewohnheitshand ran lassen.
26.05.2010 | Allgemein, Gesundheit, Humor, Philosophie, Wohlbefinden
Natürlich möchte ich der deutschen Ärzteschaft und ihren besorgten Besuchern nichts ans Zeug flicken. Aber es fällt schon auf, dass der Durchschnittsdeutsche ca. dreimal mehr Besuche bei Tante oder Onkel Doktor absolviert als beispielsweise der Durchschnittsschwede. Liegt das an den weiteren Wegen oder an dem höheren schwedischen Selbstvertrauen, schon zu wissen, was für einen selbst gut ist? Nun, ich weiss es auch nicht, aber es lohnt vielleicht, vor dem nächsten Arztbesuch diesen selbst einmal probeweise in Frage zu stellen. Ein Gedicht aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts kann hier unterstützen:
Der wider die Gesätze der Arzneykunst genesene Bauer
Ein Bauer machte sich vom Fieber
Mit Wein und Pfeffer glücklich frey.
Ein junger Doctor lachte drüber,
Und sprach, daß das unmöglich sey.
Ja sagte Jener, der genesen,
An diesem liegt mir nicht ein Haar,
Obs möglich oder nicht gewesen;
Genug für mich: Es ist doch wahr.
Carl Friedrich Drollinger