20.12.2010 | Arbeitswelt, Bildung, Demographie, Gesellschaft, Politik, Staat
Zu hoch gegriffen, der Titel? Wenn man sich die Fakten durch den Kopf gehen lässt, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in seinem aktuellen Regional Titel 3/2010 „Herausforderungen des demografischen Wandels für den Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt“ zur Verfügung stellt, denkt man das nicht mehr. Kein Bundesland hat mit Alterung und schwindender Bevölkerung so zu kämpfen wie Sachsen-Anhalt. Alles, was hier unter dem jetzt schon schwer lastenden Druck der Demografie und der nicht ausreichenden Fachqualifizierung kreativ zum Besseren gewendet werden wird, kann in wenigen Jahren auch den Bundesländern eine günstige Lehre sein, die sich jetzt noch bräsig im Bewusstsein bald erreichter Vollbeschäftigung dünken. Das Land hat nach einem Bevölkerungsschwund von 19,7 % in den Jahren 1990 bis 2010 nun bis zum Jahr 2025 einen weiteren Rückgang um 16,7 % oder 400.000 Bürger zu erwarten. Das Durchschnittsalter wird auf 54 Jahre steigen. Mehr harte Fakten lassen sich dem o.e. IAB-Bericht entnehmen.

Der Staat muss also im Bereich Ausbildung und Qualifizierung mit Höchstleistungen aufwarten, die Arbeitgeber werden das Thema Attraktivität (Familienfreundlichkeit, individuelle Arbeitszeiten) wesentlich kreativer bearbeiten müssen als nur mit einem simplen „Plus-X-Faktor“ zu den Tarifgehältern. Vielleicht lohnt vor diesem Hintergrund hin und wieder ein Blick in die Mitteldeutsche Zeitung. Hier sollte Neues aus Deutschlands und vielleicht auch Europas am schnellsten alternder Region mit dem existentiellen Zwang zu kreativen Lösungen zu lesen sein.
08.12.2010 | Arbeitswelt, Bildung, Demographie, Wissenschaft
Die hier schon mehrfach positiv erwähnte Arbeitsgruppe der Leopoldina („Altern in Deutschland“) lädt morgen um 10.00 Uhr zu einem Symposion zum Thema Altern und Arbeitswelt ein. Der Arbeitstitel
Strategien zur Bewältigung des demografischen Wandels
lässt Platz für das Andocken verschiedenster Themen. Spannend wird es bestimmt. Zufall oder Vorsatz: Die Veranstaltung findet in der BMW-Welt statt. BMW hat sich unter den DAX-Unternehmen als DAS Unternehmen positioniert, dass am offensivsten und innovativsten mit der Herausforderung einer alternden Arbeitnehmerschaft umgeht. Also auch noch ein symbolisch aufgeladener Tagungsort. Näheres kann man hier nachsehen.
14.11.2010 | Allgemein, Arbeitswelt, Demographie, Politik
Die Süddeutsche Zeitung berichtet in ihrer Wochenendausgabe unter Berufung auf die Bundesagentur für Arbeit, dass die Arbeitslosigkeit der 60- 64-Jährigen drastisch gestiegen sei. Ein paar Einträge weiter unten sieht man hier im Weblog das Gegenteil: der Anteil der Erwerbspersonen in dieser Gruppe ist gestiegen. Wie passt das zusammen? Es liegt am Begriff „Erwerbspersonen“: das sind alle die sich am Arbeitsmarktgmeldet haben, egal ob arbeitend oder arbeitslos. Das bedeutet, dass der Anteil der Älteren, die sich in Richtung Rente vom Arbeitsmarkt verabschiedet kleiner wird. Eine Teilerklärung für den Anstieg der Arbeitslosigkeit liegt in der im vergangenen Jahr ausgelaufenen staatlichen Unterstützung der Altersteilzeit. Den Rest teilt sich dann wohl in ein Segment Nicht-Vermittelbarer älterer Arbeitnehmer und Realitätsblindheit bei einigen Arbeitgebern, die die Zeichen der demografischen Entwicklung offensichtlich noch nicht zu lesen verstehen. In jedem Fall schadet diese Tatsache den Bemühungen ältere Arbeitehmer in der Generalwahrnehmung aufzuwerten – oder ihnen einfach den Platz zuzubilligen, den sie sich im Arbeitsleben verdient haben.
08.11.2010 | Allgemein, Arbeitswelt, Demographie, Gesundheit, Wissenschaft
Immer wieder aufs Neue wird uns bestätigt, dass wir im statistischen Durchschnitt älter werden. Mit der selben Erkenntnis wartet die aktuell ausgegebene Sterbetafel des statistischen Bundesamtes auf: Binnen eines Jahres hat sich die statistische Lebenserwartung bei Frauen um einen, bei Männern um zwei Monate verlängert. Wie wir alle wissen, leben Frauen statistisch ein paar Jahre länger, aber seit einigen Jahren schliesst sich dieser Geschlechterunterschied nach und nach. Wenn die Entwicklung anhält, könnten die Männer in rund 25 Jahren den weiblichen Langlebigkeitsvorsprung eingeholt haben. Interessant wäre nun zu wissen, was jenseits von Krieg und körperlicher Arbeit die geschlechtsspezifische Lebenserwartung beeinflusst.
25.10.2010 | Allgemein, Arbeitswelt, Demographie, Wissenschaft

In der Statistik kann man gut nachvollziehen, welch geradezu rasanten Aufschwung die Erwerbsbeteiligung der 60 bis 65jährigen genommen hat. Die Zahlen der über 65jährigen steigen deutlich verhaltener an. Aber auch dies wird sich bald ändern.
27.06.2010 | Allgemein, Bildung, Demographie, Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft
Wenn sich jemand tatsächlich sehr gründlich über die allermeisten Facetten dessen informieren möchte, was ich hier einmal „Neues Altern“ nennen möchte, dann kann man ihr oder ihm nur das neunbändige Werk Altern in Deutschland (Hg.: Jürgen Kocka und Ursula M. Staudinger) ganz nachhaltig ans Herz legen. Interdisziplinäre Forschergruppen haben alles Denkbare zum Thema zusammengetragen, um der Politik Handlungsempfehlungen geben zu können. Die Bände sind in der Hallensichen Reihe „Abhandlungen der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina“ 2009 erschienen und von der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft zu Stuttgart veröffentlicht worden. Die Beiträge sind mehrheitlich trotz des wissenschaftlichen Herangehens gut lesbar und sensibilisieren einen für die ganze Breite von Handlungsfeldern, die mit dem Thema in Kontakt stehen. Der neunte und letzte Band bildet die Quintessenz: Gewonnene Jahre – Empfehlungen der Akademiengruppe Altern in Deutschland. Wie schön wäre es, wenn die, die da zuhören und ableiten sollten, es auch tatsächlich täten…
Aber wenn die zum Thema wohl inormierte Öffentlichkeit größer würde, wäre dies ja auch schon ein Gewinn. Die Erkenntnisbasis ist mit dieser Veröffentlichung jedenfalls gegeben!