14.12.2007 | Allgemein, Gesellschaft, Kultur
Die Kette publikumsumstaunter Wiedervereinigungen von ehemaligen Starbands will nicht abreissen: Nur 20.000 bekamen Tickets für den umjubelten Erstauftritt ( wenn man es so nennen will) der Gruppe in London. Das mittlerweile doch „gesetzt“ zu nennende Alter spielt im Rock-Geschäft offensichtlich überhaupt keine Rolle mehr. Vielleicht beginnt auch hier wieder der Funke zu zünden, der eine gesellschaftshierarchische Neusortierung von Jung und Alt in Gang setzt – wie es Rock ´n Roll und die Beatles in den 60er Jahren geschafft haben. Im Grunde kann man nur festhalten: die Rolling Stones hatten Recht. Sie sind als einzige Großband zusammengeblieben. Bei den anderen wird sich zeigen, ob es zu mehr als einer Revivaltour reicht. Und: wird Tokyo Hotel daraus lernen?
18.07.2007 | Allgemein, Kultur, Philosophie
Oder vielleicht besser: nicht die Todesgewissheit leugnen! Gerade kurz nach einer Trauerfeier eines guten Bekannten geht mir durch den Kopf, dass es bei der Gestaltung – „Bewältigung“ klingt mir zu affektiert – des Alters der Einbezug des Todes nicht fehlen darf. Er kommt in jedem Fall. Oft früher als erwartet. Auch wenn man – wie im heutigen Fall – schlank, bis vor kurzem gesund, Vegetarier und mit einer intakten Familie beschenkt ist, kann er, z.B. im Gewand des Bauchspeicheldrüsenkrebses, an die Tür klopfen.
Carpe diem – fang den Tag! Und mach das Dir gegeben Beste daraus! Und Gott dabei um Hilfe zu bitten, kann gewiß nicht schaden. Ohnehin: unsere kulturell errichtete Mauer des Schweigens rund um das Thema zeigt uns doch, wie weit uns andere Kulturen voraus sind, die Leben und Tod als Bestandteile der menschlichen Existenz anerkennen und dementsprechend zu leben verstehen.
05.06.2007 | Allgemein, Kultur
Der heutige SPIEGEL ONLINE berichtet – mit your tube-Video (sehr sehenswert!) – über die englische Sängergruppe The Zimmers, die mit 40 Männern und Frauen im Gesamtalter von 3000 Jahren den The Who-Song „My Generation“ gecovered haben. Augenblicklich steht der Titel auf Platz 30 der Charts.
Meine Herren: die Jungen müssen sich langsam echt anstrengen!
29.05.2007 | Allgemein, Kultur
Was ich bei Pete Townnshend (s.u.) noch als Besonderheit gesehen habe – noch immer in der Öffentlichkeit präsenter Rockmusiker – wird zunehmend zum Normalfall: nachdem The Police nach zwanzig Jahren einen fulminant erfolgreichen Start ihrer Union-Tournee in Kanada hingelegt haben, kündigten nun auch Genesis, Van Halen und die Eagles für diesen Sommer Reunion-Konzerte an.
Wahrscheinlich gibt es demnächst die meisten Bandneugründungen auch im Alterssegment über 50.
26.05.2007 | Gesellschaft, Konsum, Kultur
Aktuell sehe ich Frauen – gut in den Vierzigern – in turnschuhähnlichem Geläuf ohne Schnürsenkel in den dafür vorgesehenen Ösen promenieren. Banal? Ja, aber in der Banalität des Alltags offenbaren sich oft grundsätzliche Einstellungswandlungen. Bei Kindern und Jugendlichen – zumindest in den Großstädten der Republik – ist dies disfunktionale Schuhwerk im Augenblick „angesagt“. Es gibt dafür natürlich auch eine eigene Begrifflichkeit, die ich ein Stockwerk höher bei meinen Kindern erfragen könnte. Aber der Name spielt keine Rolle. Wenn nun reife Mütter auf ästhetischen Kuschelkurs mit ihren Söhnen und Töchtern gehen, kann man den Willen zur freundschaftlichen Anverwandlung darin erblicken. Aber auch die Unfähigkeit, den Altersabstand zur nachrückenden Generation zu akzeptieren. Schwarz oder weiß, kein Grau? Nun gut, noch einmal differenzierter: Angefangen bei den gelben Hosen von Goethes Werther war und ist es ein Vorrecht der Jugend, sich durch eigene Kleidung von den Älteren abzusetzen. Nur selten aber wird jugendliches Outfit gemeinsam mit seinen Trägern überzeugend älter. Eigentlich fällt mir nur die Jeans ein. Auch ein Siebzigjähriger, der sich in Garten oder Garage zu schaffen macht, ist mit der richtigen Jeans akurat gekleidet. Warum? Jeans folgen dem Diktum form follows function. Das kann die meiste Jugendbekleidung eben nicht von sich behaupten. Daher bleibt es im Allgemeinen Medienfigürchen wie Lagerfeld vorbehalten, demonstrativ die Kinderbekleidung nachfolgender Generationen aufzutragen. So gesehen bleibe ich dabei: forever young funktioniert nicht auf der Basis des Garderobenmundraubs bei den eigenen Kindern. Die lächerliche Figur der komischen Alten ist hier vorgestanzt.
24.05.2007 | Allgemein, Gesellschaft, Kultur
Letzte Woche (19.5.) wurde der ehemalige Frontman von The Who 62 Jahre alt. Berühmt wurde er zum einen durch seine innovative Akustikgitarrentechnik, zum zweiten durch seine hübsche Gewohnheit, nach den Konzerten einen Teil der Instrumente mit großer Geste klein zu schlagen. Aber da war noch etwas: wir verdanken ihm den stilbildenden Satz „Hope I die before I get old“. Dieser „Forever young-Habitus“, den u.a. ja auch die Stones pflegten, wurde zum Grundcharakteristikum – jenseits aller musikstilistischen Unterschiede – der ersten und zweiten Rockmusikergeneration. Heute ist Townshend alt – und kregel. Er versucht seine Gitarrentechnik mit digitaler Hilfe zu popularisieren und bloggt sich durch die eigene Existenz. Insofern ist es ja erfreulich, dass sein Jugendwunsch nicht in Erfüllung gegangen ist. Ach ja: Nachträglich herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!